Im langjĂ€hrigen statistischen Durchschnitt gibt es etwa alle 10 Jahre einen hellen Kometen der gut mit dem freien Auge zu sehen ist und 1mag ĂŒberschreitet . Doch solche Mittelwerte sind nicht ohne TĂŒcken. So gab es zwischen dem hellen Kometen West im Jahre 1976 und dem Kometen Hyakutake 1996 eine zwanzigjĂ€hrige Durststrecke. Auf den Kometen Hyakutake folgte dagegen schon ein Jahr spĂ€ter der helle Komet Hale-Bopp von 1997.
Seit 1997 sind nun schon wieder 15 Jahre vergangen, doch 2013 könnte es gleich zwei helle Kometen innerhalb eines Jahres geben. Dies ist historisch nicht ohne Beispiel. Die gleiche Situation gab es zuletzt 1882. Der groĂe Septemberkomet von 1882 gilt als einer der hellsten Kometen der Astronomiegeschichte. Ăbertroffen wird er wohl nur vom Kometen Kirch aus dem Jahre 1680. Diese beiden Kometen waren so hell, dass sie eine Woche lang am Taghimmel neben der Sonne gesehen werden konnten.
Der Komet ISON, der ab November 2013 sein Maximum erreichen soll, besitzt eine Ă€hnliche Bahn wie die Kometen von 1680 und 1882 und könnte mit ein wenig GlĂŒck eine Ă€hnlich dramatische Erscheinung werden.
ZunĂ€chst wĂ€re jedoch im MĂ€rz der Komet PANSTARRS zu beobachten. Er steht vom 11.3.-18.3. gĂŒnstig am Abendhimmel. Ideal ist die Lage am Wochenende vom 16. und 17.3., wenn der Komet in der spĂ€ten DĂ€mmerung ausreichend an Kontrast gewinnt und zugleich der Mond nicht allzu störend ist. Ein weiteres Beobachtungsfenster gibt es am Morgenhimmel zwischen dem 21.3. und 24.3. Dabei stört am Sonntag dem 24. der Mond nicht.
Zur Zeit befindet sich die Sonne in ihrem AktivitĂ€tsmaximum und es kommt hĂ€ufiger zu GasausbrĂŒchen, die auf der Erde zu Polarlichtern fĂŒhren können. In Deutschland ist diese Himmelserscheinung nur selten zu sehen, doch jenseits des Polarkreises ist das grĂŒnliche Leuchten hĂ€ufiger zu beobachten. Momentan ist die SonnenaktivitĂ€t hoch und am Polarkreis sind fast jede Nacht Polarlichter zu sehen. Von Mitteleuropa aus ist der Polarkreis in Skandinavien am schnellsten zu erreichen.
Wichtig ist die Standortwahl. Das Skanden-Gebirge ist eine Klimascheide. An der norwegischen KĂŒste fĂ€llt dreimal soviel Regen pro Jahr wie in MĂŒnchen, wĂ€hrend der Osten viel trockener ist. Im Windschatten der Gebirge betrĂ€gt die Regenmenge nur 10% der KĂŒstenniederschlĂ€ge! GĂŒnstig sind in Norwegen die Finnmark oder in Schweden die Region um Kiruna. Etwa 30% der NĂ€chte sind im Winter klar. Lichtverschmutzung ist jedoch oft ein Problem. Der Standort sollte mindestens 20 bis 30km von der nĂ€chsten Stadt entfernt sein, um auch schwache Polarlichter gut erkennen zu können. 360 Grad Rundumblick sind ideal. Auf den zahlreichen zugefrorenen Seen ist man beispielsweise ideal positioniert.
Sobald das Wetter gut ist muss man sich sofort nach drauĂen begeben und die ganze Nacht Wache halten. Etwas Polarlicht ist zwar immer zu sehen, doch die StĂŒrme kommen unverhofft und sind nicht prognostizierbar. Die Temperaturen sind sehr niedrig. Im November sind es bis zu -20 Grad. Im Dezember und Januar sind auch -30 oder -40 Grad möglich. Warme Daunenbekleidung ist sehr wichtig! In speziellen SportgeschĂ€ften kann man sich fĂŒr Polarexpeditionen ausrĂŒsten lassen. Warme FĂŒĂe sind notwendig. Gute Erfahrungen wurden hier mit Moonboots gemacht. Da man nicht die ganze Nacht stehen kann, ist ein transportabler Hocker, wie der Walkstool, sehr hilfreich.
Als Kamera kann man eine DSLR verwenden, die auf ein stabiles Fotostativ montiert sein sollte. Ein Drahtauslöser ist notwendig. FĂŒr ausreichend Energie werden ein 12V ZigarettenanzĂŒnderadapter und ein Powertank benötigt. Die Optik sollte möglichst weitwinkelig und lichtstark sein. Bei 8-14mm Brennweite, 1600 ASA und 1:2,8 reichen Belichtungszeiten zwischen 3 und 20 Sekunden. Die Polarlichter sind sehr dynamisch. Bei 3 bis 20 Sekunden gibt es schon eine deutliche BewegungsunschĂ€rfe. Dennoch sind mit diesen Vorgaben tolle Fotos möglich, wie die nachfolgenden Bilder zeigen.
Polarlichter in Kiruna Nordschweden
FĂŒr kĂŒrzere Belichtungszeiten benötigt man aufwendige Spezialkameras. Interessant wĂ€ren die DBK-Kameras von TheImagingSource, die ĂŒber einen C-Mount-Anschluss verfĂŒgen und sich mit den lichtstarken Weitwinkelobjektiven von Ăberwachungskameras kombinieren lassen.
Am 13.1.2007 war der Komet Mc Naught am Taghimmel direkt neben der Sonnen mit freien Auge zu sehen. Ein Taghimmelkomet ist ein sehr seltenes Ereignis. So etwas gibt es im Mittel nur ein oder zweimal pro Jahrhundert. Doch im November 2013 könnte sich erneut eine Chance bieten. Der im September 2012 entdeckte Komet ISON (C/2012 S1) hat eine sehr interessante Bahn. Er wird seinen geringsten Sonnenabstand mit lediglich 1.5 Millionen Kilometern am 28.11.2013 erreichen. Der Komet wird an diesem Tag mit -11 bis -16 mag Helligkeit nur 1,7 Grad neben der Sonne stehen! Ein Komet mit -15 mag ist 10.000 mal heller als der Planet Venus und ĂŒbertrifft sogar den Vollmond. Diese Angaben erscheinen fast unglaublich, doch es gibt historische Beobachtungen von Ă€hnlich hellen Kometen. Im September 1882 erreichte ein Komet auf einer vergleichbaren Bahn eine Helligkeit von -17mag und konnte direkt neben der Sonne durch einen Sonnenfilter gesehen werden!
Das der Komet ISON schon mehr als 1 Jahr vor seinem Perihel entdeckt wurde spricht fĂŒr eine hohe Grundhelligkeit und einen groĂen Kern. Vermutlich wird er daher den Höllenritt durch die Sonnenglut am 28.11.2013 ĂŒberstehen und im Dezember 2013 fĂŒr deutsche Beobachter optimal am Nachthimmel platziert sein. Die Helligkeit ist allerdings sehr schwer einzuschĂ€tzen. Im Idealfall ist er ein leichtes Objekt fĂŒr das freie Auge. Im schlechtesten Fall sollte er immer noch im Fernglas gut sichtbar sein.
Momentan steht ISON noch mit unscheinbaren 17 mag im Sternbild Krebs. Dort wird er auch in den kommenden Monaten bleiben und sich erst in einem Jahr auf dem Weg zur Sonne begeben um dort eine groĂe Show abzuliefern. Die Zwillinge sind im Oktober am Morgenhimmel ideal positioniert und deswegen wurde er am 22.10. erstmals aufgenommen.
Die untere Aufnahme zeigt ein Vergleichsbild mit dem POSS. Auf dem Foto ist der Komet markiert. Er wirkt leicht elliptisch. Das liegt daran, das er direkt neben einem (deutlich) schwÀcheren Stern steht und sich das Licht vermischt. Auf einigen Rohbildern kann man 2 Helligkeitszentren identifizieren.
Was kann man mit einem Teleskop sehen? Erkennen wir Details, StaubbÀnder oder gar Farben? Wir alle kennen die schönsten Bilder des Universums, in allen Farben des Spektrums schillernde Objekte. Meist geben diese Bilder aber nicht den Live-Eindruck wieder, den man bei der Beobachtung hat.
Was kann man also tatsĂ€chlich visuell und live durch ein Amateur-Teleskop erkennen? FĂŒr viele Einsteiger in der Astronomie ist dies ein sehr wichtiger Punkt. Bei helleren Objekten kann ein Video nahezu perfekt das vermitteln, was Sie tatsĂ€chlich sehen.
Auch die Sonne hat es in sich…
Was fĂŒr die Nacht gilt ist auch fĂŒr die Astronomie am Tag wichtig. Die Sonne, unser Zentralgestirn, ist der fĂŒr uns wichtigste Stern. Im wahrsten Sinne des Wortes geht es dort heiĂ her.
GasausbrĂŒche auf der Sonne
Sonnenflecken, Sonnefackeln, Filamente, Protuberanzen – das alles können wir beobachten. Gerade fĂŒr die faszinierendes GasauswĂŒrfe, die Protuberanzen, benötigen wir aber Spezial-Teleskope. Diese Gebilde gehören zu den chromosphĂ€rischen Erscheinungen der Sonne und sind nur im extrem engbandigen H-alpha Bereich bei 656nm zu sehen.
Das Lunt LS35 und die Protuberanzen
Das Sonnen H-Alpha Teleskop LS35 von Lunt zeigt einem diese Protuberanzen, die man sonst nur bei einer totalen Sonnenfinsternis zu sehen bekommt. Diese gewaltigen Sonneneruptionen erstrecken sich oft hunderttausende Kilometer in den Weltraum. Die Erde ist im Vergleich zu diesen Feuerzungen verschwindend klein, wie dieses Amateurbild zeigt.
Diese Aufnahme zeigt das annĂ€hernde GröĂenverhĂ€ltnis von der Erde und einer Sonnen-Protuberanz. Foto: B. GĂ€hrken
So sehen Sie die Protuberanzen im Teleskop
Unser Kunde und Amateurastronom Robin Lachhein konnte mit seinem Lunt LS35 ein tolles Video der Sonne aufnehmen. GenieĂen Sie ein Video, dass die Sonne so zeigt, wie Sie sie tatsĂ€chlich durch dieses kleine H-alpha Teleskop sehen. Lehnen Sie sich zurĂŒck und entspannen Sie fĂŒr zwei Minuten mit der passenden Musik.
Nach der Konjunktion tauchte Jupiter im Juni wieder am Morgenhimmel auf. Dabei bot der Planet einen unerwarteten Anblick. Das NEB war zu einem orangen Streifen verblasst. Das SEB und das NTB erschienen dagegen sehr kontrastreich. In den folgenden Wochen gelang es eine erste Karte in Infrarot zu erstellen. Das NEB ist intensiv rot. Die Farbe des NEB ist zur Zeit stĂ€rker als beim GRF! Das GRF hat aktuell auf der Nordseite keinen dunklen Rand, sondern eine weiĂe Begrenzung.
Jupiter im IR
Am 1.8.2012 sind Jupiterbilder im visuellen und im Methanband entstanden. Der Vergleich mit dem Methanbild ist aufschlussreich und erlaubt RĂŒckschlĂŒsse auf die VorgĂ€nge die zum Verschwinden des NEB gefĂŒhrt haben. Je dunkler eine Struktur im Methanbild ist desto mehr Methan ist vorhanden. Die hellen Zonen enthalten kaum Methan, da hier Material aus der Tiefe aufsteigt das den Methandunst zu Seite schiebt. Auf den zufĂ€llig vor Jupiter stehenden Monden Io und Europa gibt es gar kein Methan. Deswegen sind sie als helles Spots zu sehen.
Jupiter im Methanband und Visuell
Im Methan ist das NEB unverÀndert gut zu erkennen. Die Zone zwischen dem NEB und NTB ist dagegen etwas heller. Das NEB ist also nicht real verschwunden, sondern wird durch Eisnebel verdeckt. Ein Effekt der vom hÀufigeren Verschwinden des SEB gut bekannt ist.
In der Zeit um Vollmond ist die Fotografie schwacher Deepskybjekte normalerweise unmöglich. Der Mond ĂŒberstrahlt alles und die Sternhaufen und Nebel versinken im Hintergrund. Allerdings gibt es fĂŒr die Gasnebel eine Fotomöglichkeit, die selbst bei Vollmond funktioniert. Mit Hilfe von engen Linienfiltern kann die Störstrahlung soweit reduziert werden, dass selbst unter widrigsten Bedingungen High-End-Fotos möglich sind. Die Gasnebel strahlen nĂ€mlich nur auf den WellenlĂ€ngen bestimmter Atome. Bei Planetarischen Nebeln und Supernovaresten sind meist die grĂŒnen O-III Linien bei 496 nm und 501 nm dominant. Bei Sternentstehungsregionen ist die rote HII-Line bei 656 am stĂ€rksten.
Indem man drei Bilder mit verschiedenen Linienfiltern kombiniert, lassen sich Falschfarbenbilder mit physikalisch interessanten Hintergrund generieren. Einzelne Linienfilteraufnahmen kann man auch mit echten RGB-Bildern zu einem L-RGB Bild mit realitÀtsnahen Farben kombinieren. Bei diesen Fotos kommt die Struktur aus einer tief belichteten Luminanzaufnahme im H-Alpha oder O-III, die dann mit mit dem Farbauszug einer kurz belichteten RGB-Aufnahme kombiniert wird. So sind selbst bei Mond im Lichtermeer einer Millionenstadt tolle Resultate möglich.
Der Nachteil dieser Technik ist der hohe Aufwand bei der Bildverarbeitung. Es gibt jedoch Freewareprogramme wie Fitswork oder Deepskystacker die sehr hilfreich sind. Eine professionelle Software ist Maxim-DL. Ein dazu passendes Buch mit DVD, auf der ĂŒber 40 nĂŒtzliche Freeware-, Shareware-, und Demoprogramme enthalten, wĂ€re Digitale Astrofotografie von Axel Martin und Bernd Koch.
Eine Empfehlung wĂ€re auch das Linienfilterset Baader Planetarium LRGBC-H-alpha Filtersatz, das keine WĂŒnsche offen lĂ€sst. Mit diesem Set ist man astrofotografisch komplett ausgerĂŒstet. Möglich sind RGB, L-RGB, HII-RGB und Linienfilteraufnahmen in der Hubblepalette. Der Filtersatz besteht aus insgesamt 8 Filtern: Einem Farbfiltersatz mit Rot, GrĂŒn, Blau, einem IR-undurchlĂ€ssigen Luminanzfilter, einem IR-durchlĂ€ssigen Klarglasfilter sowie drei Schmalbandfiltern fĂŒr H-Alpha, O-III und S-II. Alle Farbfilter sind hochwertige Interferenzfilter in 2 Zoll. Die Linenfilter haben eine Halbwertsbreite von nur 7nm. Was mit solch engen Filtern möglich ist, zeigt das folgende Foto des sehr schwachen Halos vom NGC 6826. Der Nebel ist auch als „Blinking Planetary“ bekannt. Die Aufnahme entstand bei Vollmond mitten in der MĂŒnchener Innenstadt. Das kleine Inset ist ein Bild des Mount Palomar Sky-Survey im Originalformat!
Die Sommerzeit ist Reisezeit. Oft liegt der Urlaubsort in einem wenig industrialisierten Gebiet mit wenig Lichtverschmutzung und zudem gibt es am sĂŒdlichen Sternenhimmel viele Objekte die man in Deutschland nicht sehen kann. Mit den modernen DSLRs und handelsĂŒblichen Fotoobjektiven kann man schon mit wenigen Minuten Belichtungszeit erstaunliche Ăbersichtsaufnahmen produzieren. Die SommermilchstraĂe mit ihren zahlreichen Sternhaufen und Gasnebeln lĂ€sst sich mit Brennweiten zwischen 16 und 200mm gut abbilden.
MilchstraĂe in Australien
Je höher die Brennweite ist, desto genauer muss die NachfĂŒhrung sein. Um eine akzeptable Genauigkeit zu erreichen, ist eine Einnordung mit einem Polsucher fast unverzichtbar. Am Markt haben sich in den letzten Jahren mehrere Reisemontierungen etabliert die fluggepĂ€cktauglich sind.
1. Am bekanntesten ist sicher das Astrotracsystem, dass in mehreren Varianten angeboten wird. Die Astrotrac kann auf ein normales Fotostativ montiert werden. Im Prinzip besteht der AstroTrac aus zwei Armen, von denen einer fest montiert und der zweite ĂŒber eine Spindel gegen den festen Arm bewegt wird. Der Hebel ist dabei bewusst groĂ gewĂ€hlt, so das ein guter Gleichlauf erreicht wird. Mit der Fotostativvariante lassen sich kleinere Fotoobjektive ausreichend montieren. Generell lĂ€Ăt die Astrotrac aber auch Teleskope mit mehr als 10g zu. In dem Fall wird jedoch das Montierungsset-II benötigt, bei dem eine SĂ€ule und ein Polblock inklusive sind. Der Preis fĂŒr das Montierungsset-II liegt ĂŒber 1500 Euro, doch dafĂŒr bekommt man eine sehr gut verarbeitete Komplettlösung aus europĂ€ischer Produktion mit prĂ€ziser NachfĂŒhrung bis zu 2 Stunden.
AstroTrac TT320X-AG Montierung
2. Wenn die AnsprĂŒche an die Verarbeitung und die Transportierbarkeit nicht ganz so hoch sind, kann man sich auch mal eine Lösung aus Fernost anschauen. Die leichteste Montierung des chinesischen Herstellers Skywatcher mit optionalen Polsucher ist die NEQ-3. Die Tragkraft der Montierung kann man grob mit 7kg angeben. FĂŒr kleine Teleskope ist das völlig ausreichend. In der Basisversion hat die NEQ-3 noch keine Motoren und keinen Polsucher, wird aber bereits mit einem leichten Alustativ geliefert. Bei der NEQ-3 ist auch ein Upgrade auf Goto möglich. Die Gotovariante verfĂŒgt ĂŒber einen Autoguiderport. Die NEQ-3 hat zwar nicht die Laufruhe der Astrotrac, doch wer einen Autoguider besitzt, kann diesen Nachteil leicht kompensieren. NĂŒtzlich ist dazu die Zubehörkombination: Teleskop-Service Parallelbefestigung fĂŒr Kameras und anderes Equipment sowie Orion Mini-Sucherfernrohr 50mm und Orion StarShoot AutoGuide Kamera.
Skywatcher Montierung NEQ-3
3. Neu am Markt der Reisemontierungen ist die Polarie des Markenherstellers Vixen. Bei der Polarie handelt es sich nicht um eine klassische Montierung, sondern mehr um einen parallaktischen Aufsatz fĂŒr ein Fotostativ. Fernrohre lassen sich damit nicht montieren. Die Traglast wird vom Hersteller mit 2kg angegeben. Es ist daher lediglich die NachfĂŒhrung kleiner Fotoobjektive möglich. DafĂŒr ist die Polarie extrem kompakt. Das Bauteil passt mit 14cm KantenlĂ€nge in die Hosentasche. Falls kein Fotostativ vorhanden ist, gibt es von Vixen eine Komplettlösung. Es ist aber auch jedes Teil einzeln erwerbbar! In der Standardversion erfolgt die Lieferung ohne Polsucher. Es gibt jedoch ein Peilloch mit dem bei geringen Brennweiten eine ausreichende Poljustage möglich ist. Die NachrĂŒstung eines Polsuchers ist optional. Die Stromversorgung erfolgt ĂŒber zwei handelsĂŒbliche Mignon-Batterien. Damit sind mehere Stunden Belichtungszeit möglich. Alternativ kann man den USB-Port eines Laptops als Spannungsquelle nutzen.
In der 2 JahreshÀlfte 2012 wird die Venus am Morgenhimmel sichtbar sein.
Venusfilter
WĂ€hrend die Venus im visuellen Bereich keine OberflĂ€chenstrukturen zeigt, können im UV-Bereich dunkle Wolken und BĂ€nder fotografiert werden. Diese Strukturen befinden sich in der HochatmosphĂ€re des Planeten und rotieren in ca. 4 Tagen einmal um den Globus. Sofern die Venusphase ĂŒber 50 Grad beleuchtet ist, kann man innerhalb von 4 Tagen eine Komplettkarte der Wolkenstrukturen erstellen.
Um die Venuswolken zu fotografieren, wird ein UV-Filter benötigt, der WellenlĂ€ngen ĂŒber 400nm komplett sperrt. Als bester Filter am Markt gilt der Filter von Astrodon. Als Interferenzfilter besitzt er eine höhere Transmission als die frĂŒher oft verwendeten GlĂ€ser des UVBRI-Filtersatzes. Zudem sperrt der Astrodon-Filter im Infrarot. Billigere Filter haben oft ein IR-Leck was zu einem verringerten Kontrast und unscharfen Planetenrand fĂŒhren kann. Der UV-Pass-Filter besitzt ein 1,25 Zoll Filtergewinde und passt in die gĂ€ngigen OkularhĂŒlsen und Kameraadapter. Um optimale Resultate zu erzielen, wird eine Spiegeloptik und eine UV-empfindliche SchwarzweiĂkamera wie die DMK benötigt. Mit Refraktoren und Farbkameras sind in der Regel keine brauchbaren Ergebnisse zu erzielen. Auch eine UV-durchlĂ€ssige Barlow zur Brennweitenerhöhung ist hierbei sinnvoll.
Um den Venustransit am 6.6.2012 komplett zu beobachten, musste man weite Wege auf sich nehmen.
Komplett sichtbar war er nur im östlichen Pazifikraum und horizontnah am Nordkap. Die besten Wetterprognosen gab es fĂŒr Australien. Die anderen Standorte hatten mit einer Bewölkungswahrscheinlichkeit von etwa 70% zu kĂ€mpfen. In Deutschland ist der Transit nur am Ende zu sehen gewesen. Leider war am Morgen des 6.6.2012 der gröĂte Teil Mitteleuropas mit Wolken bedeckt.
Die Reise unseres Mitarbeiters Bernd GĂ€hrken fĂŒhrte in den Norden Skandinaviens. Weil man dort mit einem 7 stĂŒndigen Abstand Ein- Austritt sehen konnte, verdoppelte sich die Chance das zumindest einen Kontakt zu erwischen. Das mehr als 1000m hohe KĂŒstengebirge sollte als Wetterscheide fungieren. Es bestand Hoffnung das es entweder östlich oder westlich einen Föhn-Effekt mit WolkenlĂŒcken geben könnte.
TatsĂ€chlich spielte in Norwegen das Wetter mit und der Eintritt war dort gut zu verfolgen. Der erste Kontakt erfolgte kurz vor Mitternacht Ortszeit und so war die Venus vor der Mitternachtssonne zu sehen. Trotz der HorizontnĂ€he gelangen einige brauchbare Fotos. Der niedrige Sonnenstand hatte ein schlechtes Seeing und eine starke Refraktion zur Folge. Die Transparenz war aber zum Beginn exzellent und daher wurde versucht den Eintritt im H-Alpha-Bereich aufzunehmen. Die Strukturen auf der SonnenoberflĂ€che sind bei dieser WellenlĂ€nge sehr viel gröĂer und bieten dem Auge Fixpunkte. Zudem spielt bei einer einzelnen WellenlĂ€nge die Refraktion keine Rolle und das Seeing sollte bei einer hohen WellenlĂ€ngen etwas besser sein. Mit diesen Technik gelang es sogar fotografisch den Lomonosov-Ring nachzuweisen. Er war beim Transit 2004 auch visuell gut sichtbar. Dieses mal jedoch war er mit dem Auge am Teleskop nur ansatzweise zu erkennen.
Die zweite JahreshÀlfte 2012 hat astronomisch wieder einiges zu bieten:
– Gleich im Juni gibt es das Highlight des Jahres: Am 6.6. findet ein Venustransit statt, d.h. die Sonne geht mit der Venus zusammen auf. In Deutschland ist der Austritt zwischen 6:33 und 6:51 Uhr Sommerzeit zu beobachten.
-Im Juli ist eine Planetenbedeckung durch den Mond zu sehen. Am Morgen des 15.7. ab etwa 3:20 Sommerzeit wird der Planet Jupiter zusammen mit seinen Monden fĂŒr etwa eine halbe Stunde bedeckt.
-Der August ist der klassische Sternschnuppenmonat. Bei den Perseiden können in lauen SommernÀchten bis zu 60 Meteore pro Stunde beobachten werden. Das Maximum wird in der Nacht vom 11. auf den 12.8. erwartet. Der Mond geht erst in der zweiten NachthÀlfte auf und stört kaum.
-Die Kleinplaneten werden oft vernachlĂ€ssigt. Mehr als ein schwacher Lichtpunkt ist nicht zu sehen. Die Wanderung der LichtpĂŒnktchen wird immer dann interessant, wenn sich ein Asteroid einem Deepskyobjekt nĂ€hert. Zwischen dem 20.9. und 26.9 passieren gleich 2 Kleinplaneten nĂ€mlich Metis und Lutetia den Gasnebel IC443. Visuell ist der Nebel schwer zu beobachten, doch fĂŒr Astrofotografen dĂŒrften sich reizvolle Motive finden.
-Anfang Oktober gibt es eine enge Passage des Planeten Venus beim hellen Stern Regulus. Am Morgen des 3. Oktobers zieht die Venus nur 7 Bogenminuten am Hauptstern des Löwen vorbei. Die Bewegung ist schon im Fernglas gut zu verfolgen. Im Teleskop kann man schon im Abstand weniger Minuten die Eigenbewegung des Planeten erkennen.
-Der Monat November hat in heimatlichen Gefilden wenig zu bieten. Doch wer dem schlechten Wetter entkommen kann, der könnte am 13.11. an einer Expedition zur totale Sonnenfinsternis in Australien teilnehmen.
-Im Dezember gibt es eine ideale Geometrie fĂŒr den Sternschuppenstrom der Geminiden. In der Nacht vom 11.12. auf den 12.12. könnten man ohne Störung durch den Mond fast 14 Stunden lang durchbeobachten. Bei dunklen Himmel wĂ€re dabei durchaus die Grenze von 1000 Meteoren zu knacken.
Allen Sternguckkern wĂŒnschen wir viel SpaĂ und gutes Wetter! Wenn Ihnen von den Ereignissen schöne Aufnahmen gelingen, veröffentlichen wir diese auch gern auf unserer Homepage.
Venustransit mit Fleckengruppe am 8.06.2004, 11h51 MESZ, SN 203/812 mm, WebCam Philips 740K von Markus Simon