7500+ Artikel ab Lager lieferbar
Best-Preis-Garantie
Ihr Partner für die Astronomie

Posts mit Stichwort 'beobachtungstipp'

Blog-Archiv

Tipp zum Wochenende: Die Wanderung von Mars und Uranus

24. Februar 2017, Marcus Schenk

Schon seit Jahresbeginn lieferten sich Mars und Venus einen kleinen Tanz im Universum. Die beiden Planeten näherten sich an und entfernten sich wieder. In der Abenddämmerung war die Konstellation gut zu beobachten. An diesem Wochenende geht der Mars allerdings mit einem entfernten Verwandten auf Wanderschaft. Einer, der schon die ganze Zeit in der Nähe war: mit dem Uranus.

Bild: Carlos Malagon

Bild: Carlos Malagon

 

Diese nahe Begegnung von Mars und Uranus sollten Sie am 26. Februar in den frühen Abendstunden beobachten. Um etwa 18:30 sehen Sie mit dem bloßen Auge die helle Venus und den Mars über dem westlichen Horizont. Noch herrscht das Licht der Dämmerung. Aber es wird schnell dunkler und dann beherrschen die beiden Lichtpunkte die Blickrichtung.

Was Sie mit dem freien Auge noch nicht sehen: den Uranus. Dabei versteckt er sich in der Nähe des Kriegsgotts Mars. Holen Sie jetzt Ihr Fernglas hervor! Darin ist der 5,8mag helle Uranus nämlich sofort zu erkennen.

So finden Sie Uranus im Fernglas

Wenn Sie Mars im Gesichtsfeld haben, finden Sie den grünlichen Planeten links unterhalb. In einer Entfernung von nur einem Vollmonddurchmesser!
Wenn Sie den Uranus noch nie gesehen haben, ist das jetzt die optimale Gelegenheit. Ein Fernglas besitzt in der Regel ein Gesichtsfeld von 4 bis 7°. Genug, um beide Planeten im gleichen Sichtfeld sicher zu erkennen.

Tipp für die Praxis

Achten Sie auf den farblichen Unterschied der beiden Planeten. Im gemeinsamen Gesichtsfeld zeigt sich der starke Kontrast. Die grünliche Farbe des Uranus rührt von Methangasen in der Atmosphäre her, während der Mars uns sein bekanntes rostrotes Gesicht zeigt.

Größenverhältnisse im Teleskop

Falls Sie ein Teleskop besitzen, lohnt sich auch damit ein Blick. Der Mars zeigt sich nur als 5″ (Bogensekunden) kleines Scheibchen und Uranus mit nur 3,4″. Leider kann man bei Mars nicht viel und bei Uranus keine Details erkennen.
Trotzdem: Man kann sich wunderbar die Größenverhältnisse und Entfernungen im Sonnensystem bewusst machen. Der Mars besitzt einen Äquatordurchmesser von 6000km und würde 8,5-mal in den Durchmesser des Uranus hineinpassen. Dennoch erscheinen beide Planeten fast gleich groß.

Sonnenfinsternis am 26. Februar

Übrigens: Am 26. Februar findet über der südlichen Halbkugel der Erde eine ringförmige Sonnenfinsternis statt. Sie ist aber  vorwiegend an der Südspitze Südamerikas und in Westafrika zu sehen. Der Mond bedeckt bei dieser Finsternis nur 99% der Sonnenscheibe. Von der Sonne sihet man in dem Fall nur einen sehr schmalen Feuerring. Der Pfad der ringförmigen Zone ist maximal 96 Kilometer breit, jenseits davon sehen die Beobachter nur eine partielle Sonnenfinsternis. Bei uns in Europa bleibt die Finsternis unbeobachtbar.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Beobachtung!

Tipp zum Wochenende: Die Glanzstunden der Venus

17. Februar 2017, Marcus Schenk

Seit einiger Zeit bewundern etliche Menschen ein Gestirn in der Dämmerung: den Abendstern. Glänzend wie eine kleine Sonne finden wir ihn nach Sonnenuntergang im Westen. Wir wissen, dass es sich dabei eigentlich nicht um einen Stern, sondern um unseren Nachbarplaneten Venus handelt. Sie strahlt in diesen Tagen in ihrem größten Glanz – mit einer Helligkeit von -4,9 mag.

Venus im UV-Licht

Venus im UV-Licht

Gegen 18:30 Uhr finden wir die Schwester der Erde etwa 28° hoch über dem Horizont. Bis etwa 21:00 Uhr haben wir nun Zeit sie zu beobachten.

Und es loht sich!

Denn Venus verringerte in den letzten Wochen ihren Abstand zur Erde. Mit 40 Bogensekunden Durchmesser und nur 62 Millionen Kilometer Entfernung beobachten wir eine riesige und zu 25% beleuchtete Venussichel. Diese Sichelform wirkt im Teleskop meist schöner, als eine „Vollvenus“ in Erdferne. Dann wäre sie nur klein und fast rund.

Also jetzt am besten raus mit den Teleskopen an die frische Nachtluft und Venus ins Visier nehmen.

Gleich nebenan: Noch mehr Planeten

Links oberhalb von Venus entdecken Sie den äußeren Nachbarn der Erde: den Mars. Mit einer Helligkeit von „nur“ 1,2 mag kann er der Venus natürlich nicht die Show stehlen. Mit nur 4 Bogensekunden Durchmesser und 300 Millionen Kilometer Entfernung zu Erde, sind kaum Details zu erkennen. Mars hat erst nächstes Jahr seinen großen Auftritt. Unscheinbar und nur mit dem Fernglas zu sehen, entdecken wir 5,5° weiter links oben den Planeten Uranus.

Doch zurück zur Göttin der Liebe…

Für Astrofotografen: Die Venus mit einem UV Pass-Filter

Die Venus ist vollständig mit einer dichten Wolkenschicht umgeben. Das meiste Licht, welches sie empfängt, reflektiert sie wieder. Im Teleskop sieht Venus strukturlos aus. Einzig eine spezielle Art der Fotografie kann der Venus Strukturen in den Wolken entlocken: Die UV-Fotografie.

Mit einer filterlosen Astrokamera (zum Beispiel die ToupTek-Kameras) und dem Astrodon UVenus Filter entlocken Sie der Venus so einige Details. Der Astrodon UVenus Filter 1,25 Zoll sperrt das sichtbare Licht oberhalb von 400nm und lässt nur extrem kurzwellige UV-Strahlung passieren. Das Ergebnis: Ihr Bild zeigt auf einmal schöne Wolkenstrukturen der Venus-Hochatmosphäre. Wichtig dabei: Arbeiten Sie wenn möglich nur mit einem Spiegelteleskop und einer UV-durchlässigen Barlowlinse (8223).

Wir wünschen ein astronomisch schönes Wochenende und viel Freude bei der Beobachtung.

Tipp zum Wochenende: Halbschatten-Mondfinsternis am 10./11. Februar

10. Februar 2017, Marcus Schenk

Es ist wieder so weit. Das erste Mal in diesem Jahr: Der Mond schiebt sich dieses Wochenende in den Halbschatten der Erde. In der Nacht vom 10. auf den 11. ab 23:30 startet das Schauspiel und dauert über drei Stunden.

Mondfinsternis

Um 1:43 MEZ können Sie eine Abschattung an der nördlichen Seite des Mondes beobachten.

Bei einer Halbschattenfinsternis taucht der Mond nicht in den Kernschatten der Erde ein, sondern rauscht knapp daran vorbei. Das ist bei 37% aller Finsternisse der Fall.

Damit es zu einer totalen Finsternis kommt, müssen verschiedene Fakten erfüllt sein:
•    Es muss Vollmond sein, der Mond muss also gegenüber der Sonne stehen.
•    Der Mond muss sich an einem der Schnittpunkte zwischen Erd- und Mondbahnebene befinden.

Besonders beim zweiten Punkt darf der Mond für eine totale Mondfinsternis nicht mehr als 4° von den Schnittpunkten entfernt sein. Bei einer Halbschattenfinsternis ist der Mond aber 9° oder weiter von den Schnittpunkten entfernt. Und das ist heute der Fall!

Die Halbschatten-Finsternis vom 10. auf den 11. Februar

Die Halbschatten-Mondfinsternis können wir aus ganz Europa, Afrika, Asien und im Osten von Südamerika, USA und Kanada beobachten. Dieses Mal taucht der Mond wohl komplett in den Halbschatten der Erde ein. Deswegen nennt man dieses Ereignis auch: »Totale Halbschattenfinsternis«. Je nach Grundlage der Berechnung gibt es aber auch Quellen, die von einer 99% Finsternis sprechen. Wichtig für uns ist aber nur eines dabei: Wir können uns vorstellen was da draußen tatsächlich passiert. Das ist Himmelesmechanik live erlebt!

 Die Erde wirft nicht nur einen spitzen Kernschatten in den Raum, sondern auch einen breit gefächerten Kernschatten. Man nennt ihn auch Penumbra.

Die Erde wirft nicht nur einen spitzen Kernschatten in den Raum, sondern auch einen breit gefächerten Kernschatten. Man nennt ihn auch Penumbra.

Die beste Zeit: Fast zwei Stunden nach Mitternacht

Der Mond steht 53° über dem Horizont, wenn er um 23:30 MEZ in den unteren Halbschatten eintritt. Sehen können wir das aber nicht – es ist einfach viel zu unauffällig. Erst zur Mitte der Finsternis, um 1:43 MEZ, bemerkten aufmerksame Beobachter eine leichte gräuliche Abdunklung des nördlichen Mondrandes. Denn hier in der Nähe befindet sich der Kernschatten, von dem der Mond nicht weit entfernt weiterzieht.

Es bleiben noch etwas mehr als zwei Stunden, bis der Mond um 3:55 MEZ wieder aus dem Kernschatten austritt. Wie auch den Eintritt können wir den Austritt aber nicht verfolgen.

Übrigens: Dieses Wochenende erreicht Komet 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova seine geringste Distanz zu Erde – eine zweite gute Gelegenheit zur Beobachtung. Weitere Infos im Blogbeitrag von letzter Woche „Beobachtungstipp zum Wochenende: Der Komet 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova“.

 

Wenn jetzt das Wetter mitspielt, können Sie gleich zwei astronomische Ereignisse beobachten. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Beobachtung!

Tipp zum Wochenende: Hubbles veränderlicher Nebel

27. Januar 2017, Marcus Schenk

Wenn dieser Nebel eines nicht mag, dann ist es Lichtverschmutzung. Erst in mondlosen Nächten entfaltet er im Amateurteleskop seine Pracht. Hubbles veränderlicher Nebel NGC2261 gehört zu den Perlen am Himmel. Und ihm wohnt fast etwas Magisches inne.

Hier sieht man, wie sich der Nebel verändert. Foto: B.Gährken

Hier sieht man, wie sich der Nebel verändert. Zwischen den Aufnahmen lag eine Zeit von zwei Jahren. Foto: B.Gährken

 

Umringt von den Sternbildern Orion, Einhorn, großer Hund und den Zwillingen versteckt er sich auf einem Gebiet von nur 1,8 Bogensekunden Größe. Als der berühmte Astronom Edwin Hubble 1916 den Nebel auf Fotoplatten verglich, bemerkte er etwas erstaunliches. Der Nebel veränderte sein Erscheinungsbild. Wir können uns vorstellen, wie Hubble das verblüffte und er sich auf den Schreck erstmal eine Pfeife anzündete. Er mutmaßte, dass sich die Nebelregionen von Zeit zu Zeit verschieben würden. Erst später machte man als Verursacher des Phänomens den unregelmäßig veränderlichen Stern R Monocerotis aus. Durch die veränderte Helligkeit sehen wir den Nebel buchstäblich unter einem anderen Licht und es tauchen neue Facetten auf. Innerhalb eines Jahres kann man mit großen Amateurteleskopen Veränderungen sehen.

Wie findet man den Nebel?

NGC2261 besteht zudem aus Gas und Dunkelwolken. Seine Form erinnert an einen Kometen mit aufgefächertem Schweif. An der Spitze des Nebels lässt sich besagter Stern erkennen. Im Winter ist der Nebel günstig zu sehen. Hubbles Nebel kann man sich zum Beispiel vom Sternbild Zwillinge nähern. Springen Sie vom 1,9 mag hellen Stern Alhena zum Stern ξ Gem mit 3,4mag. Von dort aus geht es 3° südlich zum Sternhaufen NGC2264, der mit dem bloßen Auge lokalisierbar ist. Etwa 1,1° weiter südlich treffen Sie auf NGC2261.

 

Aufsuchkarte Stellarium

Aufsuchkarte Stellarium

So wirkt der Nebel im Teleskop

Der Nebel ist schon mit kleinen Teleskopen bei 50-facher Vergrößerung ausmachbar. Dank seiner großen Helligkeit kann man die Vergrößerung aber in die Höhe treiben, zum Beispiel eine 100-fache Vergrößerung. Mit größeren Teleskopen kann man noch höhere Vergrößerungen versuchen. Ein Nebelfilter bringt bei diesem Objekt leider nichts, denn Hubbels veränderlicher Nebel besitzt ein kontinuierliches Spektrum. Nur eine dunkle Nacht ist in diesem Fall der Freund des Beobachters. Dafür ist dieses Wochenende perfekt, denn am Samstag ist Neumond.

Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erfolg bei der Beobachtung.

Beobachtungstipp: Diese 7 Planeten sehen Sie im Januar

12. Januar 2017, Marcus Schenk

Planeten beobachten – das ist eigentlich mit jedem Teleskop ein Erlebnis. Selbst mit Instrumenten für Einsteiger. Wenn der Saturn mit seinem Ring fast magisch im Okular schwebt, dann weiß man – das ist der echte Herr der Ringe.

Diesen Monat können wir zahlreiche solcher Momente erleben. Denn im Januar sind sieben Planeten sichtbar.

Bild: Carlos Malagon

Bild: Carlos Malagon

Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Diese sieben Planeten können wir am Abend- und am Morgenhimmel beobachten.

Entdeckungen nach Sonnenuntergang

Am Abendhimmel gibt es eine Menge zu sehen. Zunächst unsere heiße Schwester Venus. Sie dominiert die Dämmerung und gibt sich als Abendstern die Ehre. Fast wie ein Himmelsscheinwerfer leuchtet sie mit bis zu -4,7mag Helligkeit im Westen auf uns herunter. Im Laufe des Monats geht sie immer später unter bzw. steht zur gleichen Uhrzeit höher am Himmel.

Venus mit Omegon 203/1000 Newton, Astrodon UV-Venus Filter Bild: Carlos Malagon

Venus mit Omegon 203/1000 Newton,
Astrodon UV-Venus Filter Bild: Carlos Malagon

Gesellschaft leistet ihr der rote Planet Mars. Er wandert allmählich in das Sternbild Fische und leuchtet schwächer als Venus mit etwa 1mag. Knapp 2° unterhalb von Venus versteckt sich der schwache Neptun. Wenn Sie ihn erwischen wollen, sollten Sie kurz nach Anbruch der Dunkelheit starten, denn der Gasriese geht am 15. schon um 20:50 Uhr unter.

Bild: Carlos Malagon

Bild: Carlos Malagon

Zentral im Sternbild Fische finden wir den Uranus, der aktuell in einer Entfernung von 2,9 Milliarden Kilometern glimmt. Zu finden ist er fast genau zwischen den Sternen μ Psc und ε Psc. Zum Auffinden benutzen Sie am besten einen Himmelsatlas und diese Aufsuchkarte. Uranus kann in jedem Fernglas und jedem Teleskop gefunden werden, außer dem grünlichen Scheibchen von 3,5 Bogensekunden Durchmesser sehen wir aber keine weiteren Details.

Aufsuchkarte Uranus Bildquelle: Stellarium

Aufsuchkarte Uranus Bildquelle: Stellarium

Ganz anders sieht das bei Jupiter, dem größten aller Planeten aus. Seine Wolkenbänder und der Tanz der Mond bieten fantastische Anblicke. Jupiter finden wir nach Mitternacht im Sternbild Jungfrau am östlichen Horizont. Bis zum Sonnenaufgang kann er sich bis über den Meridian hinwegkämpfen. Daher bietet er gegen 6 Uhr in der Früh die beste Sicht.

 

Entdeckungen vor Sonnenaufgang

Unser sonnenächster Planet Merkur ist ein flinker Kurzstreckenläufer. Nicht immer erwischt man ihn, doch zwischen dem 10. und 15. Januar können wir ihn kurz vor Sonnenaufgang beobachten. Um etwa 7:00 Uhr finden wir Merkur im Südosten. Bis Mitte des Monats vergrößert er seinen Winkelabstand zur Sonne, bis er am 14. schließlich seine Halbphase erreicht.

Bild: Carlos Malagon

Bild: Carlos Malagon

Daneben leuchtet doch noch etwas! Richtig: Saturn. Er steht grob geschätzt 2° höher als Merkur und wirkt dadurch auch heller. Wir blicken von oben auf einen weit geöffneten Ring. Lange können wir Saturn allerdings nicht beobachten, denn er verblasst bald in der Morgendämmerung. Seine Aufgänge verfrühen sich stetig, aber erst im Juni können wir ihn die ganze Nacht beobachten. Dann erst steht er in Opposition zur Sonne.

 

Übrigens: Die Planeten können Sie nicht nur im Teleskop sehen. Mit dem Handplanetarium Universe2go finden Sie auf anhieb alle Planeten und werden mit tollen Bildern belohnt. Auf den Planeten Mars unternehmen Sie sogar eine kleine virtuelle Reise.

 

Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Beobachtung. Genießen Sie den Sternenhimmel!

 

Tipp zum Wochenende: Der Abendstern trifft auf die schmale Mondsichel

2. Dezember 2016, Stefan Taube

Schaut man derzeit nach Sonnenuntergang in Richtung Südwesten, präsentiert sich die Venus als heller Abendstern. Die Rolle als Abendstern spielt der Planet immer dann, wenn er östlich von der Sonne steht. Die Venus folgt also der Sonne und leuchtet so nach Sonnenuntergang als sehr heller „Stern“ knapp über dem Horizont.

Am kommenden Samstag gesellt sich noch die schmale Sichel des Mondes zum Abendstern. Zusammen mit dem hellen Stern Altair im Sternbild Adler und dem Mars ergibt sich ein reizvoller Himmelsanblick, hier simuliert mit der Planetariumssoftware Stellarium:

Himmelsanblick

Himmelsanblick am Samstagabend

Ihre Rolle als Abendstern wird die Venus im Dezember noch weiter ausbauen. Am Ende des Monats geht sie erst vier Stunden nach der Sonne unter.

Wer mit einem Teleskop ausgerüstet ist, kann eine Gemeinsamkeit der beiden eigentlich sehr verschiedenen Himmelskörper Mond und Venus erkennen: Beide zeigen Phasen. Aus unserer Perspektive sehen wir nur einen Teil der von der Sonne beleuchteten Hemisphäre von Mond und Venus. Es ist eine sehr reizvolle Aufgabe, die Phasen der Venus im Laufe eines Venusjahrs fotografisch zu dokumentieren, wie in diesem Beispiel:

Die Phasen der Venus

Die Phasen der Venus. Copyright: Statis Kalyvas – VT-2004 programme

Die Fotografie der vollen Venus und der schmalen Venussichel setzt allerdings die Beobachtung am Tage voraus. Das sollten nur erfahrene Beobachter versuchen, denn es ist immer sehr gefährlich, mit einem Teleskop die Sonne zu beobachten!

Benutzt man für die Fotografie stets die gleiche Ausrüstung, erkennt man auch, dass die voll beleuchtete Venusscheibe deutlich kleiner ist, als die schmale Venussichel.

Sowohl die Phasen der Venus, als auch ihr veränderliche Durchmesser erklärt sich zwanglos aus unserer Beobachterposition. Steht die Venus aus unserer Sicht hinter der Sonne (obere Konjunktion) ist das Planetenscheibchen klein, aber voll beleuchtet. Wandert die Venus zwischen uns und der Sonne, wächst das Scheibchen im Durchmesser, doch sehen wir dafür weniger von der beleuchteten Hemisphäre:

Venusorbit

Venusorbit. Quelle: Wikipedia

Der italienische Physiker Galileo Galilei war einer der ersten Gelehrten, der ein Teleskop zur Himmelsbeobachtung benutze. Er beobachtete die Venus und ihre Phasengestalt im Jahre 1610: „Die Mutter der Liebe ahmt die Gestalten der Mondgöttin nach.“ Für ihn war diese Beobachtung ein Beleg für das heliozentrische System, denn in einem rein geozentrischen Weltbild, bei dem sich Sonne und Venus um die Erde bewegen, ist dieses Phänomen nicht zu erklären.

Die Grafik oben suggeriert, dass die Venus bei jedem Umlauf um die Sonne vor der Sonnenscheibe vorbei zieht. Da die Umlaufbahn der Venus aber um 3,4° gegenüber der Erdbahn geneigt ist und die Sonnenscheibe nur 0,5 Winkelgrade groß ist, kommt es nur sehr selten zu solch einen Venustransit. Der nächste wird erst im Jahre 2117 stattfinden.

Nach Sonne und Mond ist die Venus der hellste Himmelskörper. Dies liegt zum einen an ihrer relativen Nähe, zum anderen aber auch an ihrer hohen Albedo, also dem Rückstrahlvermögen: Die Venus reflektiert fast 80% des einfallenden Sonnenlichts. Der Grund dafür ist die geschlossene Wolkendecke, die uns einen Blick auf die Oberfläche der Venus verwährt.

Die Kombination aus Wolken und Sonnennähe inspirierte die frühe Sciencefiction. Man stellte sich die Venus als eine feuchtheiße Dschungelwelt vor, zum Beispiel in den Venus-Romanen des Tarzan-Erfinders Edgar Rice Burroughs (1875-1950). Dabei konnte schon im Jahre 1932 mit spektroskopischen Methoden Kohlendioxid in der Venusatmosphäre nachgewiesen werden. So war also schon zur Zeit der Venus-Romane klar, dass der Treibhauseffekt für Temperaturen auf der Venus sorgt, die selbst für Dschungelbewohner zu viel sind. Die endgültige Bestätigung brachte die sowjetische Raumsonde Venera 7. Diese landete im Jahre 1970 auf der Venus und maß eine Temperatur am Boden von 475° Celsius bei einem Luftdruck von 90 bar. Gerade mal 23 Minuten hielt der Lander diesen Bedingungen stand. Die Venus ist eine heiße Hölle!

Die erste Kartographie des Venus-Globus gelang 1990 der amerikanischen Raumsonde Magellan. Mittels Radarstrahlung durchdrang die Sonde die geschlossene Wolkendecke und tastete den Venusboden ab. Aus diesen Daten erzeugen Astronomen Ansichten der Venus wie diese:

Venus-Magellan

Copyright: NASA

Auch wenn sich die NASA-Wissenschaftler bei der Farbgebung von den Bildern der sowjetischen Venera-Sonden inspirieren liesen, sollte man nicht vergessen, dass solche Radarkarten nicht dem entsprechen, was wir mit unseren Augen sehen. Die Venus ist ein wolkenverhangener Planet, der bis heute sein wahres Antlitz verborgen hält.

Zurück zum Mond am Samstagabend: Auch ein Blick auf die schmale Mondsichel ist sehr reizvoll, da die auf dem Mond flach stehende Sonne lange Schatten wirft und so Krater und Berge deutlich hervortreten lässt.

Der mit Stellarium simulierte Anblick in einem Celestron C8-Teleskop mit dem Standardokular des Lieferumfangs zeigt die aktuelle Mondphase:

Mond im Okular

Mond im Okular

Im 26mm-Okular füllt der Mond das Blickfeld fast ganz aus, was allerdings in der Wirklichkeit sehr viel schöner aussieht, als in der Simulation. Natürlich erlaubt die Optik des Teleskops viel höhere Vergrößerungen, verwenden Sie einfach ein kurzbrennweitiges Planetenokular.

In dem Bild erkennt man deutlich als dunklen Fleck das Meer der Gefahren (Mare Crisium). Dieses mit dunkler Lava geflutete Becken hat einen Durchmesser von etwa 550 Kilometer. Mit dem Kartenset moonscout kann man sehr gut die markantesten Mare, Krater und Gebirge auf dem Mond identifizieren, die bei dieser niedrigen Vergrößerung bereits sichtbar sind. Das Kartenset ist zum Beispiel auch dann sehr gut geeignet, wenn Sie den Mond einfach immer wieder gerne mit der Spiegelreflexkamera fotografieren.

Auf seiner Wanderung über den Nachthimmel begegnet der Mond am Samstag zuerst der Venus, am Montag dem Mars und am Dienstag dem fernen Planeten Neptun.

Tipp zum Wochenende: Eine Reise zur Schwester Andromeda

4. November 2016, Marcus Schenk

Am Herbsthimmel sind die Sternbilder Pegasus und Andromeda wieder besonders präsent – und ein klasse Blickfang. Im Beitrag letzter Woche konnten Sie schon viel über das Herbstviereck lesen. Dieses Wochenende geht es aber noch weiter hinaus in den Weltraum. Zur legendären Schwester der Milchstraße: der Andromeda-Galaxie.

Blicken Sie in den frühen Abendstunden Richtung Osten, sehen Sie das berühmte Herbstviereck. Links oben schließt sich das Sternbild Andromeda an. Es besteht aus vier Sternen, die wie eine fortlaufende Kette aussehen. Hüpfen Sie mit dem Auge zwei Sterne weiter, entdecken Sie den Stern Mirach (siehe Bild).

Der Weg zu Andromeda

Himmelsanblick um circa 20:00 Uhr in Richtung Südosten: Das Pegasus-Quadrat zeigt den Weg zum Sternbild Andromeda und der berühmten Galaxie mit der Nummer M31.

Unter einem dunklen Himmel sind dann zwei weitere Sterne sichtbar, die etwa 90° zu den Hauptsternen von Andromeda stehen. Ab hier dringen Sie so tief in den Weltraum ein, wie es mit dem bloßen Auge nur möglich ist.

Auf zur Andromedagalaxie

Rechts oberhalb von dem Stern »v And« erkennt man ein diffuses Nebelfleckchen, mit einer Helligkeit von 3,5mag. Die Kenner unter den Lesern wissen es natürlich: Es ist die berühmte Andromeda-Galaxie.

Es ist die einzige Galaxie, die wir an der nördlichen Hemisphäre mit bloßem Auge sehen können. Sie ist die große Schwester unserer Milchstraße. Man kennt sie auch unter der Bezeichnung M31 im Nebelkatalog von Messier.

M31 Markus Meel

Andromeda-Galaxie, aufgenommen von Markus Meel mit einem Skywatcher Esprit 80

Manch ein Experte sagt: »So wie der Andromedanebel sieht auch unsere eigene Galaxie aus«, sofern wir sie aus der Ferne betrachten könnten. In der Tat besitzt sie eine ähnliche Form aber eine Ausdehnung von 160.000 Lichtjahren. Damit ist M31 circa 1,5 mal so groß, wie unsere Galaxis. Doch wie es mit großen Schwestern so ist, kommen sie auch mal zu Besuch. Das jedoch wird fatale Folgen haben – das wissen wir jetzt schon.

Mit 400.000 Kilometer pro Stunde

Das 2,5 Millionen Lichtjahre Sternsystem rast mit 400.000 km/h auf die Milchstraße zu. Wissenschaftler nehmen an: M31 und die Milchstraße könnten in 4 Milliarden Jahren kollidieren und zu einer elliptischen Galaxie verschmelzen. Das Familientreffen lässt also doch noch ein wenig auf sich warten.

M31 Gerald Willems

Andromeda-Galaxie, aufgenommen von Gerald Willems mit einem 14″-Newton

Wie beobachten Sie die Andromeda-Galaxie am besten?

Mit dem Fernglas oder dem Teleskop: Mit beiden Instrumenten lässt sich der Nebel erfolgreich beobachten. In einem 10×50 Fernglas oder in einem Großfernglas wirkt die Galaxie wie eine strahlend schöne Insel in einem Meer aus schwarzem Samt. Sie füllt dabei den größten Teil des Gesichtsfeldes aus. Kein Wunder, denn mit einer Größe von 6 Vollmonddurchmessern ist sie ein Gigant am Himmel.
An einem dunklen Ort ohne Lichtverschmutzung (also ohne zu viel Beleuchtung) ist das dunkle Staubband eines Spiralarms zu erkennen. Außerdem ergänzen die kleineren Begleitgalaxien M32 und M110 das Gesamtbild im Fernglas.

Mit dem Teleskop mitten in die Galaxie

Wenn man dicht vor einem Bild steht, kann man das Gesamtkunstwerk oft nicht richtig genießen. So oder so ähnlich wirkt es, wenn Sie M31 mit dem Teleskop beobachten. Auf den ersten Blick sehen Sie dann vor allem die Kernregion. Enttäuscht? Das sollten Sie nicht sein, denn hier hat jedes Instrument seinen Reiz.

Ab einem 8 Zoll Teleskop (200mm Öffnung) oder größer entdecken Sie weitere Details. Interessant sind die Staubbänder und Sternhaufen, die man tatsächlich schon mit Amateurteleskopen sieht. Eine Herausforderung: Mit einem Teleskop nicht nur das Erste, sondern auch das zweite Staubband weiter am Rand zu erkennen.

Objekte für das Teleskop

Das Objekt NGC 206 ist eine Art offener Sternhaufen, exakter wird er oft als Sternassoziation bezeichnet. Mit einem 8 Zoll Teleskop unter einem dunklen Himmel und optimalen Bedingungen, sollten Sie diesen Sternhaufen entdecken. Bei ca. 120-facher Vergrößerung sehen Sie in der Randregion eine Aufhellung: Es ist NGC206.

M31 Ausschnitt

Dieser Ausschnitt aus der Aufnahme von Gerald Willems zeigt im Zentrum den Sternhaufen NGC 206

Mit einem sehr großen Teleskop von 300mm Öffnung können Sie weitere Highlights, wie den Kugelsternhaufen G1 entdecken. Zwischen 120- und 300-facher Vergrößerung erscheint er als winziges diffuses Fleckchen. Es ist eher die Tatsache, was wir hier sehen. Und das ist aufregend und faszinierend.

Unser Poster M 31 Andromedanebel bietet Ihnen eine regelrechte „Landkarte“ dieser Galaxie mit all ihren Sternhaufen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Beobachten – sei es mit dem Fernglas oder Teleskop.

Tipp zum Wochenende: Die Eisriesen im Herbst

14. Oktober 2016, Stefan Taube

Die großen Planeten Jupiter und Saturn, die durch ihre Helligkeit jedem Laien sofort auffallen und deren Anblick im Teleskop nie enttäuscht, haben sich vom Nachthimmel verabschiedet. Auch unser Nachbar im Sonnensystem, der rote Mars macht sich rar. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für zwei unscheinbare Himmelskörper gekommen, um aus dem Schatten der drei planetaren Stars herauszutreten. Die Rede ist von den beiden Eisriesen Uranus und Neptun.

Der Planet Uranus erreicht derzeit seine Oppositionsstellung, das heißt, er steht von uns aus gesehen der Sonne gegenüber und ist daher die ganze Nacht zu beobachten. Der Blick ins Planetariumsprogramm Stellarium zeigt sowohl die Position von Uranus im Sternbild Fische als auch die Lage des zweiten Eisriesen Neptun im Wassermann:

KW41

Der Himmelsanblick am Samstagabend in Richtung Südosten.

Uranus befindet sich am Samstagabend oberhalb des Vollmondes. Der Himmelsanblick wird von dem markanten Pegasus-Quadrat dominiert, an dem man sich gut orientieren kann. Das Sternbild Fische gehört aber auch zu den eher leicht zu identifizierenden Sternbildern. Die rote Linie markiert die Ekliptik, das ist die Ebene unseres Planetensystems, entlang der wir alle Planeten finden.

Uranus ist kein klassischer Planet, obwohl er eigentlich unter sehr guten Sichtbedingungen mit bloßem Auge sichtbar ist. Da ein Uranusjahr 84 Erdjahre dauert, wandert der Planet nur sehr langsam über den Himmel. Um seine Planetennatur zu erkennen, braucht es daher ein Teleskop. So entdeckte am 13. März 1781 Friedrich Wilhelm Herschel mit seinem 6-Zoll-Teleskop eher zufällig das Planetenscheibchen. Mit dieser Entdeckung hatte er die Größe unseres Planetensystems auf einen Schlag verdoppelt.

Der vier Erdkugeln durchmessende Planet Uranus erscheint im Teleskop als blaugrünes Scheibchen. Selbst wenn man mit einer Raumsonde an Uranus vorbei fliegt, verwehrt uns der Planet mit einer dicken Dunstschicht einen genaueren Blick auf sein atmosphärisches Geschehen:

Uranus

So sah 1986 die Raumsonde Voyager 2 den Planeten Uranus. Quelle: NASA

Der relativ hohe Gehalt an Methan in der Atmosphäre der beiden Eisriesen Uranus und Neptun ist für deren blaue Farbe verantwortlich. Das von Wolken des Uranus und Neptun reflektierte Sonnenlicht durchläuft zunächst die methanhaltige Atmosphäre, bevor es weiter in Richtung Erde in unsere Teleskope fliegt. Das Methangas hält die roten Anteile des Lichts zurück, so dass die Planeten bläulich erscheinen. Das Methangas in der Hochatmosphäre ist auch für den Dunstschleier verantwortlich. Dort zerlegt energiereiche UV-Strahlung der Sonne das Methan. Daraus bilden sich Kohlenwasserstoffe, die in tiefere Schichten absinken und zu Dunst kondensieren.

Trotzdem gelingt es Astronomen mit modernen Techniken Vorgänge in der Atmosphäre besser sichtbar zu machen, wie diese Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble aus dem Jahre 2006 zeigt:

uranus_and_ariel

Blick auf Uranus während der Tagundnachtgleiche.

Das helle Band in der Mitte der Planetenscheibe ist eine Wolkenstruktur, die sich längs des Äquators entlangzieht. Der Äquator verläuft aber nicht von oben nach unten, weil das Foto um 90° gedreht wurde. Die Rotationsachse des Planeten ist um 97,8° gekippt! Aus diesem Grund schauen wir während eines Uranusjahrs meistens entweder auf den Nord- oder den Südpol des Planeten. Zur Zeit als das Foto aufgenommen wurde, herrschte auf Uranus allerdings gerade Tagundnachtgleiche (Äquinoktium). Nur zu diesem Zeitpunkt ist es möglich den Transit von Monden vor der Uranusscheibe zu beobachten. Jupiter und Saturn hingegen haben nur eine gering geneigte Rotationsachse. Daher sind solche Transitereignisse bei ihnen keine Seltenheit.

Die nächste Grafik zeigt, wie sich Uranus mit seiner gekippten Achse um die Sonne bewegt. Die Rotationsachse ändert dabei nie die Orientierung.

Uranus Jahreszeiten

Uranus hat extreme Jahreszeiten, weil die Achse gekippt ist.

Als die Raumsonde Voyager 2 Uranus erreichte, blickte sie auf den Südpol des Planeten. Das mit dem Weltraumteleskop Hubble aufgenommene Bild oben zeigt Uranus von der Seite. Im Laufe der nächsten Jahre sehen wir immer mehr vom Nordpol.

Friedrich Wilhelm Herschel hatte bereits sechs Jahre nach seiner Entdeckung des Planeten auch die ersten beiden Monde des Uranus nachgewiesen, nämlich Oberon und Titania. Heute kennen wir 27 Monde im Uranus-System. Falls Sie eine Planetenkamera besitzen, versuchen Sie sich doch mal an den Monden von Uranus und Neptun!

Seit 1977 wissen wir auch, dass Uranus ein Ringsystem hat, das allerdings viel dunkler und schmäler ist, als die Ringe des Saturn. Dieses Bild zeigt das Uranus-System mit seinen Ringen und Monden:

Uranus Ring

Uranus, aufgenommen mit dem 8,2-Meter-Teleskop Antu der Europäischen Südsternwarte (ESO).

Im nahen Infrarotlicht absorbiert das atmosphärische Methangas das Licht des Uranus, so dass der Planet dunkel erscheint und seine Umgebung nicht mehr vom grellen Licht überblendet wird.

All das können Sie nicht sehen, wenn Sie den Uranus in Ihrem Teleskop betrachten. Sie erkennen einfach nur ein blasses, blaugrünes Scheibchen vor der Schwärze des Universums. Doch wie so oft in der Hobby-Astronomie steigt mit dem Hintergrundwissen auch die Beobachtungsfreude. Wenn Sie mehr über die Planeten unseres Sonnensystems erfahren wollen, empfehlen wir Ihnen das Buch Wanderer am Himmel – Die Welt der Planeten in Astronomie und Mythologie.

Tipp zum Wochenende: „Diamanten auf schwarzem Samt“

29. September 2016, Stefan Taube

Heute ist für jeden etwas dabei: Egal ob Sie ein Fernglas oder ein Teleskop benutzen, der Doppelsternhaufen h und chi Persei ist in allen Instrumenten ein lohnender Anblick. Auch Ronald Stoyan gerät in seinem Buch Deep Sky Reiseführer ins schwärmen:

„Es ist immer wieder ein Genuss, mit einem kleinen Teleskop die Milchstraße entlangzuwandern und plötzlich ohne Vorwarnung die beiden funkelnden Haufen von Diamanten auf schwarzem Samt vor sich schweben zu sehen.“

Schon mit dem bloßen Auge sind h und chi Persei zwischen den Sternbildern Kassiopeia und Perseus als nebliger Fleck auszumachen. In der Grafik unten ist die Lage des Doppelsternhaufens markiert:

Perseus

Der Himmelsanblick in Richtung Nordosten um 23:00 Uhr

Der Blick geht in Richtung Nordosten. Am Horizont geht der helle Stern Capella im Fuhrmann auf. Um h und chi Persei zu finden geht man einfach direkt von dem sehr markanten Sternbild Kassiopeia aus. Eine Gruppe heller Sterne dieses Sternbilds bildet eine gezackte Linie, die auch als Himmels-W bezeichnet wird. Lassen Sie den Blick von Kassiopeia in Richtung Horizont zum Sternbild Perseus wandern, dann können Sie h und chi Persei nicht verfehlen.

Astronomen katalogisieren diese beiden Sternhaufen mit den Nummern NGC 869 und NGC 884. Damit finden Sie sie auch mittels der GoTo-Computersteuerung Ihres Teleskops.

Die folgende Aufnahme zeigt einen Teil des Doppelsternhaufens, nämlich NGC 884 (chi Persei):

NGC 884

Der Offene Sternhaufen NGC 884 (chi Persei). Aufnahme: Jörn Göhrmann

Die Aufnahme wurde uns von Jörn Göhrmann zur Verfügung gestellt. Er verwendete dafür das Newton-Teleskop 200/1000 von GSO auf einer CGEM-Montierung von Celestron. Für das Bild kombinierte er mehrere Aufnahmen durch den LRGB-Filtersatz von Baader-Planetarium.

Die beiden Sternhaufen sind bereits in einem kleinen 8×30-Fernglas ein reizvolles Objekt. Hier treten bereits besonders helle Sterne der beiden Haufen plastisch hervor, während die restlichen Sterne diffuse Nebelflecken bilden. Mit einem Teleskop kann man noch bei circa 100-facher Vergrößerung beide Sternhaufen im Gesichtsfeld überblicken.

Die beiden Objekte h und chi Persei stehen nicht einfach nur in derselben Richtung am Himmel, sondern bilden einen echten Doppelsternhaufen in circa 7500 Lichtjahren Entfernung. Es handelt sich um sogenannte Offene Sternhaufen, das sind Ansammlungen von jungen Sternen, die aus einer gemeinsamen Gas- und Staubwolke entstanden sind.

Tipp zum Wochenende: Halbschatten-Mondfinsternis am 16. September

16. September 2016, Marcus Schenk

An diesem Wochenende gibt es wieder eine Mondfinsternis! Jedoch keine Totale und keine Partielle. Es ist eine Halbschattenfinsternis. Sie findet heute Abend, den 16. September statt und ist im gesamten europäischen Raum zu beobachten.

 Das ist der Verlauf der Halbschatten-Finsternis am 16.09.2016. In der Grafik sehen Sie die genauen Kontaktzeiten.

Das ist der Verlauf der Halbschatten-Finsternis am 16.09.2016. In der Grafik sehen Sie die genauen Kontaktzeiten.

Bei einer Halbschattenfinsternis taucht der Mond nicht in den Kernschatten der Erde ein, sondern rauscht knapp daran vorbei. Das ist bei 37% aller Finsternisse der Fall. Damit es zu einer totalen Finsternis kommt, müssen verschiedene Fakten erfüllt sein:

•    Es muss Vollmond sein, der Mond muss also gegenüber der Sonne stehen.
•    Der Mond muss sich an einem der Schnittpunkte zwischen Erd- und Mondbahnebene befinden.

Besonders beim zweiten Punkt darf der Mond für eine totale Mondfinsternis nicht mehr als 4° von den Schnittpunkten entfernt sein. Bei einer Halbschattenfinsternis ist der Mond aber 9° oder weiter von den Schnittpunkten entfernt. Und das ist heute der Fall!

Wie kann man die Finsternis sehen?

Eine Halbschatten-Finsternis ist unauffällig. Die meisten Menschen nehmen sie nicht wahr. Sie als Amateurastronom merken natürlich, dass der Mond nicht sein allnächtliches Gesicht zeigt. Doch der Mond erscheint nur minimal abgeschwächt, so als würde ein grauer Nebel vor ihm schweben. Im deutschsprachigen Raum geht der Mond schon verfinstert auf. Doch das macht nichts, denn der Eintritt in den Halbschatten fällt auch Amateurastronomen nicht auf.

 Die Erde wirft nicht nur einen spitzen Kernschatten in den Raum, sondern auch einen breit gefächerten Kernschatten. Man nennt ihn auch Penumbra.

Die Erde wirft nicht nur einen spitzen Kernschatten in den Raum, sondern auch einen breit gefächerten Kernschatten. Man nennt ihn auch Penumbra.

Wann sehen wir den Mond?

Nach 19:30 MESZ entdecken wir den Mond dicht über dem Osthorizont. Die Finsternis ist zu dieser Zeit schon in vollem Gange. In insgesamt vier Stunden spurtet der Mond durch den Halbschatten der Erde. Ein freier Blick zum Horizont wäre von Vorteil.

Sobald der Mond aus dem Dunst des Horizonts emporgestiegen ist, achten Sie mal auf die Mondhelligkeit. Ab 21:00 Uhr ist es bereits dunkel, jetzt kommt die Finsternis besser zur Geltung. Gegen 21.00 Uhr ist auch die Mitte der Finsternis erreicht. Der Mond taucht um diese Zeit zu 93% in den Halbschatten ein. Das ist tief im Halbschatten, viele andere Finsternisse kommen auf geringere Phasen. Ein vollständiges Eintauchen in den Halbschatten ist dagegen ein höchst seltenes Ereignis und kommt nur dann vor, wenn sich der Mond in Erdferne befindet. Meist ist der Mond also zu groß für den Halbschatten.

Bei genauerem Hinsehen: Sie erkennen, dass der Mond am nordöstlichen Rand dunkler erscheint, als auf der anderen Seite. Das kommt daher, weil der dunklere Rand deutlich näher am Kernschatten sitzt.

Uns bleiben noch zwei Stunden, bis der Mond um 22:56 Uhr wieder aus dem Halbschatten austritt. Wenn Sie anschließend noch nicht ins Bett müssen (morgen ist ja Samstag), achten Sie darauf, wie hell der Mond wieder erscheint.

Apropos Finsternis: Die nächste totale Mondfinsternis, bei der sich der Mond rot verfärbt, erleben wir erst wieder am 27. Juli 2018.

Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Beobachtung!

Der Neumond in zwei Wochen fällt übrigens auf ein Wochenende – ein DeepSky-Wochenende. Aber sehen wir, was dann der Tipp zum Wochenende bringt.