Schaut man derzeit nach Sonnenuntergang in Richtung SĂŒdwesten, prĂ€sentiert sich die Venus als heller Abendstern. Die Rolle als Abendstern spielt der Planet immer dann, wenn er östlich von der Sonne steht. Die Venus folgt also der Sonne und leuchtet so nach Sonnenuntergang als sehr heller „Stern“ knapp ĂŒber dem Horizont.
Am kommenden Samstag gesellt sich noch die schmale Sichel des Mondes zum Abendstern. Zusammen mit dem hellen Stern Altair im Sternbild Adler und dem Mars ergibt sich ein reizvoller Himmelsanblick, hier simuliert mit der Planetariumssoftware Stellarium:
Ihre Rolle als Abendstern wird die Venus im Dezember noch weiter ausbauen. Am Ende des Monats geht sie erst vier Stunden nach der Sonne unter.
Wer mit einem Teleskop ausgerĂŒstet ist, kann eine Gemeinsamkeit der beiden eigentlich sehr verschiedenen Himmelskörper Mond und Venus erkennen: Beide zeigen Phasen. Aus unserer Perspektive sehen wir nur einen Teil der von der Sonne beleuchteten HemisphĂ€re von Mond und Venus. Es ist eine sehr reizvolle Aufgabe, die Phasen der Venus im Laufe eines Venusjahrs fotografisch zu dokumentieren, wie in diesem Beispiel:
Die Fotografie der vollen Venus und der schmalen Venussichel setzt allerdings die Beobachtung am Tage voraus. Das sollten nur erfahrene Beobachter versuchen, denn es ist immer sehr gefÀhrlich, mit einem Teleskop die Sonne zu beobachten!
Benutzt man fĂŒr die Fotografie stets die gleiche AusrĂŒstung, erkennt man auch, dass die voll beleuchtete Venusscheibe deutlich kleiner ist, als die schmale Venussichel.
Sowohl die Phasen der Venus, als auch ihr verĂ€nderliche Durchmesser erklĂ€rt sich zwanglos aus unserer Beobachterposition. Steht die Venus aus unserer Sicht hinter der Sonne (obere Konjunktion) ist das Planetenscheibchen klein, aber voll beleuchtet. Wandert die Venus zwischen uns und der Sonne, wĂ€chst das Scheibchen im Durchmesser, doch sehen wir dafĂŒr weniger von der beleuchteten HemisphĂ€re:
Der italienische Physiker Galileo Galilei war einer der ersten Gelehrten, der ein Teleskop zur Himmelsbeobachtung benutze. Er beobachtete die Venus und ihre Phasengestalt im Jahre 1610: „Die Mutter der Liebe ahmt die Gestalten der Mondgöttin nach.“ FĂŒr ihn war diese Beobachtung ein Beleg fĂŒr das heliozentrische System, denn in einem rein geozentrischen Weltbild, bei dem sich Sonne und Venus um die Erde bewegen, ist dieses PhĂ€nomen nicht zu erklĂ€ren.
Die Grafik oben suggeriert, dass die Venus bei jedem Umlauf um die Sonne vor der Sonnenscheibe vorbei zieht. Da die Umlaufbahn der Venus aber um 3,4° gegenĂŒber der Erdbahn geneigt ist und die Sonnenscheibe nur 0,5 Winkelgrade groĂ ist, kommt es nur sehr selten zu solch einen Venustransit. Der nĂ€chste wird erst im Jahre 2117 stattfinden.
Nach Sonne und Mond ist die Venus der hellste Himmelskörper. Dies liegt zum einen an ihrer relativen NĂ€he, zum anderen aber auch an ihrer hohen Albedo, also dem RĂŒckstrahlvermögen: Die Venus reflektiert fast 80% des einfallenden Sonnenlichts. Der Grund dafĂŒr ist die geschlossene Wolkendecke, die uns einen Blick auf die OberflĂ€che der Venus verwĂ€hrt.
Die Kombination aus Wolken und SonnennĂ€he inspirierte die frĂŒhe Sciencefiction. Man stellte sich die Venus als eine feuchtheiĂe Dschungelwelt vor, zum Beispiel in den Venus-Romanen des Tarzan-Erfinders Edgar Rice Burroughs (1875-1950). Dabei konnte schon im Jahre 1932 mit spektroskopischen Methoden Kohlendioxid in der VenusatmosphĂ€re nachgewiesen werden. So war also schon zur Zeit der Venus-Romane klar, dass der Treibhauseffekt fĂŒr Temperaturen auf der Venus sorgt, die selbst fĂŒr Dschungelbewohner zu viel sind. Die endgĂŒltige BestĂ€tigung brachte die sowjetische Raumsonde Venera 7. Diese landete im Jahre 1970 auf der Venus und maĂ eine Temperatur am Boden von 475° Celsius bei einem Luftdruck von 90 bar. Gerade mal 23 Minuten hielt der Lander diesen Bedingungen stand. Die Venus ist eine heiĂe Hölle!
Die erste Kartographie des Venus-Globus gelang 1990 der amerikanischen Raumsonde Magellan. Mittels Radarstrahlung durchdrang die Sonde die geschlossene Wolkendecke und tastete den Venusboden ab. Aus diesen Daten erzeugen Astronomen Ansichten der Venus wie diese:
Auch wenn sich die NASA-Wissenschaftler bei der Farbgebung von den Bildern der sowjetischen Venera-Sonden inspirieren liesen, sollte man nicht vergessen, dass solche Radarkarten nicht dem entsprechen, was wir mit unseren Augen sehen. Die Venus ist ein wolkenverhangener Planet, der bis heute sein wahres Antlitz verborgen hÀlt.
ZurĂŒck zum Mond am Samstagabend: Auch ein Blick auf die schmale Mondsichel ist sehr reizvoll, da die auf dem Mond flach stehende Sonne lange Schatten wirft und so Krater und Berge deutlich hervortreten lĂ€sst.
Der mit Stellarium simulierte Anblick in einem Celestron C8-Teleskop mit dem Standardokular des Lieferumfangs zeigt die aktuelle Mondphase:
Im 26mm-Okular fĂŒllt der Mond das Blickfeld fast ganz aus, was allerdings in der Wirklichkeit sehr viel schöner aussieht, als in der Simulation. NatĂŒrlich erlaubt die Optik des Teleskops viel höhere VergröĂerungen, verwenden Sie einfach ein kurzbrennweitiges Planetenokular.
In dem Bild erkennt man deutlich als dunklen Fleck das Meer der Gefahren (Mare Crisium). Dieses mit dunkler Lava geflutete Becken hat einen Durchmesser von etwa 550 Kilometer. Mit dem Kartenset moonscout kann man sehr gut die markantesten Mare, Krater und Gebirge auf dem Mond identifizieren, die bei dieser niedrigen VergröĂerung bereits sichtbar sind. Das Kartenset ist zum Beispiel auch dann sehr gut geeignet, wenn Sie den Mond einfach immer wieder gerne mit der Spiegelreflexkamera fotografieren.
Auf seiner Wanderung ĂŒber den Nachthimmel begegnet der Mond am Samstag zuerst der Venus, am Montag dem Mars und am Dienstag dem fernen Planeten Neptun.




