Vielleicht haben Sie es schon in unserem Blog gelesen: Eine Sonnenfinsternis steht vor der TĂŒr. Dieses Ereignis ist ein ganz besonderes Erlebnis und dabei ziemlich selten. Statistisch sehen wir zwar 2,3 Sonnenfinsternisse pro Jahr, doch wenn Sie sich mal die Finsternisse der vergangenen und nĂ€chsten Jahre ansehen, sieht es eher mĂ€Ăig aus. Die letzte Finsternis, die wir aus Europa sehen konnten, fand im Januar 2011 statt. Doch am Freitag den 20.03.2015 ist es wieder so weit: Im deutschsprachigen Raum erleben wir die nĂ€chste partielle Sonnenfinsternis.

Quelle: NASA/SDO
Der Mond bedeckt die Sonne bis zu 80%
Der Vormittag am Freitag, den 20. MÀrz wird spannend. Ab ca. 9:30 Uhr startet das Schauspiel: Der Mond schiebt sich vor die Sonne und wirft einen Schatten auf die Erde. Ganz im Norden, auf den FÀröer-Inseln oder in Spitzbergen können die Menschen eine totale Sonnenfinsternis sehen. Der sehr schmale Kernschatten trifft dabei die Nordpolregionen der Erde.

Der Verlauf des Kernschattens der Sonnenfinsternis am 20.MĂ€rz 2015 Quelle: by Fred Espenak, NASA's GSFC - http://eclipse.gsfc.nasa.gov/
Emotional wird einem dabei geradezu der Boden unter den FĂŒĂen weggerissen. Doch was ist mit den Menschen hier? In Deutschland, Ăsterreich und der Schweiz?
Nun ja, hier ist es nicht ganz so ĂŒberwĂ€ltigend, aber auch toll. Um den Kernschatten erstreckt sich ein Halbschatten, der sich sozusagen ĂŒber diese drei LĂ€nder legt. Wir sehen, wie sich die dunkle Scheibe immer weiter ĂŒber die Sonne bewegt. Der Bedeckungsgrad variiert zwischen etwa 70% in Bern und guten 80% in Hamburg. Je weiter nördlich Sie sich aufhalten, desto mehr wird die Sonne bedeckt.
Um etwa 11:50 Uhr ist dann das Ende erreicht. Der Grad der Bedeckung ist bei dieser Finsternis sehr hoch. Messungen wĂŒrden einen deutlichen Abfall der Helligkeit feststellen.
Da dieses Schauspiel so selten und einfach faszinierend ist, sollten Sie sich am besten einen Tag Urlaub nehmen. Oder ihren Chef zumindest um 1-2 Stunden freie Zeit bitten.
Bereiten Sie sich vor: Teleskope, Filter, Kamera und mehr
Jede astronomische Beobachtung profitiert von einer guten Vorbereitung. Bei einem einmaligen Ereignis ist das umso wichtiger. Eine gute Nachricht: FĂŒr eine partielle Sonnenfinsternis hĂ€lt sich der Aufwand in Grenzen.
Sie sollten sich nur um Kleinigkeiten Gedanken machen. In jedem Fall benötigen Sie einen geeigneten Sonnenfilter. Dabei ist es egal, ob Sie mit dem bloĂen Auge oder mit Ihrem Teleskop beobachten. Absolut jeder Blick in die Sonne verlangt einen Filter.

Bei der Sonnenbeobachtung mit einem Coronado PST
Das gibt es zu beachten:
Mit welchem GerĂ€t beobachten Sie? Haben Sie schon einen entsprechenden Sonnenfilter? FĂŒr visuelle Beobachtung sollte er die Dichte ND5 besitzen und die Sonne um den Faktor 100.000-fach abschwĂ€chen. Auf Kinder achten: Lassen Sie Ihre Kinder nur unter Aufsicht durch das Teleskop mit Sonnenfilter blicken. Wenn Sie vor haben, die Finsternis zu fotografieren: Ich empfehle Ihnen ein Teleobjektiv von mindestens 300mm Brennweite oder ein kleines Teleskop. Ihre Kamera sollte eine manuelle Möglichkeit zur Einstellung besitzen. WĂ€hrend der partiellen Phase benötigen Sie nur sehr kurze Belichtungszeiten. Die Fotografie ist dadurch sehr einfach, weil Sie nicht auf eine exakte NachfĂŒhrung der Montierung achten mĂŒssen. Trotzdem: Eine motorische NachfĂŒhrung erleichtert Ihnen die Aufnahmen enorm. Wenn Sie einen speziellen Beobachtungsort haben: Fahren Sie frĂŒhzeitig los, damit Sie nicht in Stress geraten. Es wĂ€re ja schade, den Beginn der Finsternis zu verpassen.
Ihnen fehlt noch AusrĂŒstung? Dann schauen Sie doch einfach in unserem Sortiment nach Filtern und Sonnenteleskopen.
Oder folgen Sie den Empfehlungen im Blogbeitrag: „Die totale Sonnenfinsternis am 20. MĂ€rz 2015“
So war es frĂŒher mit den Drachen und so ist es noch heute
Drachen am Himmel. Bei einer Sonnenfinsternis sind sie zu sehen, zumindest wenn wir die Geschichten der alten Chinesen lesen. Damals schauten diese Menschen voller Ehrfurcht zum Himmel und glaubten ein riesiger Drache wĂŒrde die Sonne verschlucken. Denn die Sonne wurde StĂŒck fĂŒr StĂŒck dunkler, bis sie schlieĂlich ganz verschwand. Nur durch Geschrei, Getrommel und anderem Krach konnten die Chinesen die Sonne von dem Drachen befreien.

Eine Sonnenfinsternis kann nur bei Neumond entstehen, wenn sich Sonne und Mond nahe ihrer Knotenpunkte befinden.
Am Ereignis hat sich selbst in tausenden Jahren nichts geĂ€ndert. Doch heute wissen wir natĂŒrlich, dass dies ein grandioses Schauspiel der Himmelsmechanik ist. Doch wann entsteht ĂŒberhaupt eine Sonnenfinsternis?
Mond und Sonne haben am Firmament den gleichen Durchmesser. Immer wenn der Neumond die Sonne bedeckt, entsteht eine Sonnenfinsternis. Wenn es einfach wĂ€re, wĂŒrde jeden Monat eine solche Finsternis entstehen. Doch die Mondbahn ist etwa 5° gegen die Ekliptik geneigt. Dadurch lĂ€uft der Neumond meist oberhalb oder unterhalb der Sonne entlang und berĂŒhrt sie nicht. Keine Finsternis.
Nur wenn sich Mond und Sonne an den Schnittpunkten von Ekliptik und Mondbahn aufhalten, bedeckt unser Erdbegleiter die Sonne. Eine Finsternis entsteht und der Mond wirft einen sehr eng begrenzten Schatten auf die Erde. Doch es entsteht auch ein Halbschatten: Dort sehen wir eine partielle Sonnenfinsternis.
Ăbrigens: Diese Schnittpunkte, an denen eine Finsternis entsteht, nennt man auch Drachenpunkte. Da wĂ€ren wir wieder also wieder bei den alten Chinesen.
Das groĂe Finale: Ein Morgen mitten im FrĂŒhling
In den frĂŒhen Morgenstunden ist noch alles beim Alten. Sie bauen Ihr Teleskop auf und sehen eine helle Sonnenscheibe (nur mit Filter!) und vielleicht ein paar Sonnenflecken. Doch dann um 09:30 knabbert jemand von Osten die Sonne an: der Mond. Er bewegt sich die folgenden 40 Minuten weiter ĂŒber die Sonne. Um etwa 10:40 Uhr ist dann das Maximum der Finsternis erreicht. Die Sonne ist nur noch eine Sichel auf dem RĂŒcken. Danach tritt der Mond wieder den RĂŒckzug an und zieht Richtung Westen davon. Um kurz vor Mittag ist die Sonne dann wieder ganz die Alte.

Dieses Bild zeigt die Sonnenfinsternis um 10:40 Uhr in der nĂ€he von MĂŒnchen. Quelle: Stellarium
Warten oder jetzt beobachten?
Auf die nĂ€chste partielle Sonnenfinsternis mĂŒssen wir lange warten – und zwar bis zum 10 Juni 2021. Und auch dann bedeckt der Mond die Sonne nur um bescheidene 20%. Im Vergleich zu unserer Finsternis am 20. MĂ€rz ist das geradezu nichtig.
Jetzt sind wir nur noch gespannt, ob das Wetter mitspielt. Und hoffen wir auf ein unvergessliches Schauspiel, auf der gröĂten BĂŒhne der Welt.