Wenn am Samstagabend die Sonne untergeht, können wir in Richtung SĂŒdwesten die Venus als Abendstern erkennen. Sie steht an diesem Abend nur drei Grad sĂŒdlich vom Saturn. Wie die Ansicht mit der Planetariumssoftware Stellarium zeigt, wird allerdings eine freie Horizontsicht benötigt, um die beiden tief stehenden Planeten zu sehen.

Die Venus zeigt sich derzeit als Abendstern. Am Samstag sĂŒdlich des Saturn.
Mit voranschreitender Dunkelheit kommen immer mehr Sterne zum Vorschein. Der Himmel im Herbst wird vom Herbstviereck dominiert. Schaut man bei Dunkelheit in Richtung SĂŒden, fĂ€llt einem dieses Viereck sofort auf. Da drei der vier Sterne zum Sternbild Pegasus gehören, wird es auch Pegasus-Quadrat genannt.

Das Sternbild Pegasus ist am Herbsthimmel leicht zu finden.
Das Herbstviereck wird von den vier Sternen Algenib, Markab, Scheat und Alpheratz gebildet, wobei letzterer auch Sirrah genannt wird und bereits zum Sternbild Andromeda gehört.
Pegasus ist das berĂŒhmte geflĂŒgelte Pferd der griechischen Mythologie. Entstanden ist es aus dem Blut der schrecklichen Gorgone Medusa, nachdem der Held Perseus ihr den Kopf abschlug. Einmal auf die Welt gekommen, wurde das Pferd Teil verschiedener mythologischer ErzĂ€hlungen: Der Held Bellerophon reitet auf Pegasus in den Kampf gegen das Mischwesen ChimĂ€re, das Pferd trĂ€gt die Blitze von Zeus, es schlĂ€gt mit seinen Hufen Wasserquellen in den Fels und dient als Symbol fĂŒr die Muse der poetischen Inspiration. Erste bildliche Darstellungen des Pegasus finden sich auf MĂŒnzen aus Korinth aus der Zeit um 550 vor Christus.
Obwohl das Sternbild Pegasus recht groà ist, finden sich in ihm nur wenige leicht zugÀngliche Beobachtungsobjekte.
Ausgangspunkt der Beobachtung mit dem Teleskop soll der Stern Enif sein, der hellste Stern im Pegasus. Enif steht am Ende einer von Markab ausgehenden, hakenförmigen Sternenkette, die den Hals und Kopf des Pferdes Pegasus bildet. Der Name Enif leitet sich aus dem arabischen Wort fĂŒr Nase ab. Der Stern Enif ist ein sogenannter Ăberriese. Sein Durchmesser ĂŒbertrifft den unserer Sonne um das 150-fache! Dank seiner enormen GröĂe ist der Stern so hell wie 6700 Sonnen. So können wir ihn trotz seiner Entfernung von 700 Lichtjahren mit bloĂem Auge sehen. Seine OberflĂ€che ist allerdings deutlich kĂŒhler als die unserer Sonne. Daher erscheint der Stern im Teleskop orangefarben. FĂŒr Enif sind HelligkeitsausbrĂŒche (Flares) dokumentiert, die den Stern fĂŒr kurze Zeit deutlich heller erscheinen lassen.
Schon mit einem kleinen Teleskop ist ein 143 Winkelsekunden entfernter Begleiter von Enif erkennbar.
Wenn wir die gedachte Linie aus Sternen, die den Kopf des Pegasus darstellt, verlĂ€ngern, treffen wir auf den Kugelsternhaufen M15. Er gehört zu den „fantastischen Vier“, das sind die vier schönsten Kugelsternhaufen der nördlichen HemisphĂ€re: M3, M5, M13 und M15. Der Entdecker dieses Sternhaufens, Jean-Dominique Maraldi, schrieb im Jahre 1746:
„… recht heller nebliger Stern, der aus vielen Sternen zusammengesetzt ist.“
Ein Stern aus Sternen also:

Messier 15, fotografiert von Carlos MalagĂłn.
WĂ€hrend Enif noch ein Mitglied unseres stellaren Hinterhofs ist, befindet sich M15 in 40.000 Lichtjahren Entfernung. Der Sternhaufen ist Bestandteil des galaktischen Halos. Er umkreist das Zentrum unserer MilchstraĂe einmal in 250 Millionen Jahren. Der Kugelsternhaufen vereint auf 200 Lichtjahren Durchmesser etwa 450.000 Sonnenmassen. Zum Zentrum hin ist er so verdichtet, dass die Distanzen der Sterne von der GröĂenordnung unseres Sonnensystems sind.
M15 ist unter einem guten Himmel bereits mit bloĂem Auge zu erkennen, auf jeden Fall mit einem Fernglas. Der Sternhaufen M15 gehört zu den Objekten, die mit jeder Optik ein lohnendes Beobachtungsziel abgeben!

Messier 15, fotografiert von John Mirtle.
Wer M15 fotografiert, sollte versuchen eine weitere Besonderheit dieses Kugelsternhaufens nachzuweisen: M15 beherbergt einen planetarischen Nebel mit der Bezeichnung Pease 1. Einen planetarischen Nebel in 40.000 Lichtjahren Entfernung nachzuweisen ist nicht ganz einfach. Wenn wir die gedachte Linie ĂŒber den Stern Enif und M15 hinaus verlĂ€ngern, treffen wir auf ein Exemplar, das uns viel nĂ€her steht, nĂ€mlich der Hantelnebel. Er befindet sich in 1150 Lichtjahren Entfernung im Sternbild FĂŒchschen (Vulpecula). Planetarische Nebel markieren das Endstadium im Leben der Sterne mit vergleichbarer Masse wie unsere Sonne. Es sind flĂŒchtige Erscheinungen mit individueller Morphologie. Der Hantelnebel, den Sie in Ihrer GoTo-Steuerung oder dem Universe2go unter der Katalognummer M27 finden, ist der hellste planetarische Nebel im Messier-Katalog und daher ein beliebtes Motiv fĂŒr Astrofotografen:

Die abgestoĂene HĂŒlle eines alten Sterns: Der Hantelnebel M27
Diese Aufnahme des Hantelnebels hat uns JĂŒrgen Mainka zukommen lassen. Als Kamera verwendete er eine ZWO ASI 178 MC Color und als Teleskop den groĂen Flextube GoTo-Dobson mit 16 Zoll Ăffnung von Skywatcher. Mit der Kamera erzeugte er eine Serie aus 158 Bilder zu je zwei Sekunden Belichtungszeit, die er zu einem einzelnen Bild zusammenfĂŒgte. Dieses sehr beliebte Verfahren wird auch als Stacking bezeichnet. Die Kamera steuert JĂŒrgen Mainka mit SharpCap. Diese kostenlose Software können wir auch nur empfehlen!
Sowohl der Kugelsternhaufen M15, als auch der Hantelnebel M27 machen aber nicht nur in der Kamera, sondern auch im Okular eine sehr gute Figur!