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Tipp zum Wochenende: Galaxie mit Hut

Die Wettervorhersage ist sehr gut und der Mond lÀsst sich nicht blicken. Das ist der richtige Zeitpunkt, um sich schwierigen Himmelsobjekten zu widmen. Allerdings machen sich die lÀnger werdenden Tage bemerkbar. Die DÀmmerung endet erst um kurz nach zehn Uhr. Kleiner Trost: Der strahlende Jupiter im Sternbild Löwe (lat.: Leo) lÀsst sich auch in der DÀmmerung sehr schön beobachten.

Horizontnah und groß: Das Sternbild Jungfrau

Unser Ziel fĂŒr die dunklen NĂ€chte liegt im Sternbild Jungfrau (lat.: Virgo). Dieses Sternbild wird von dem hellen Stern Spica dominiert. Wie in einem frĂŒheren Blogpost bereits beschrieben, finden Sie Spica, wenn Sie vom Großen Wagen ausgehend den englischsprachigen Merksatz Follow the arc to Arcturus, and speed on to Spica berĂŒcksichtigen. Die Grafik veranschaulicht dies noch einmal:

Fruehlingsdreieck_EN

Das FrĂŒhlingsdreieck und der Bogen zu Spica.

Die Jungfrau ist das zweitgrĂ¶ĂŸte Sternbild am Himmel und das grĂ¶ĂŸte der Tierkreissternbilder. Es handelt sich um ein Kalendersternbild: Wenn der helle Stern Spica in der Jungfrau im Herbst zum ersten Mal am Morgenhimmel zu sehen war, wurde es Zeit fĂŒr die Ernte. In einem Sagenkreis wird die Jungfrau mit Persephone, der Tochter der Getreidegöttin Demeter identifiziert. Persephone wurde dazu verdammt, die HĂ€lfte des Jahres in der Unterwelt zu verbringen, ganz so wie auch das Getreidekorn einen Teil des Jahres unter der Erde verbringt, bevor es wieder in der Menschenwelt auf dem Feld wĂ€chst. In vielen bildlichen Darstellungen des Sternbildes hĂ€lt die Jungfrau eine KornĂ€hre in der Hand. Aus dem lateinischen Wort fĂŒr KornĂ€hre leitet sich der Name Spica ab.

Virgo historisch

In der linken Hand die KornĂ€hre Spica. Aus Urania’s Mirror; or, a view of the Heavens, London 1825. Quelle: wikipedia

Spica ist ĂŒber 260 Lichtjahre entfernt und doch einer der hellsten Sterne am Nachthimmel. Das liegt an der enormen Leuchtkraft dieses Sterns. Sie betrĂ€gt das Zweitausendfache unserer Sonne. Mit einer OberflĂ€chentemperatur von 20.000 Kelvin ist Spica ein blĂ€ulich-weißer Stern. Achten Sie auf den farblichen Kontrast zum rötlichen Arktur.

Die Sombrero-Galaxie ist ein sehr reizvolles Beobachtungsobjekt

Schauen Sie etwas unterhalb der Jungfrau in Richtung SĂŒdwesten. Dort fĂ€llt ein kleines Sternentrapez auf. Das ist das Sternbild Rabe (lat.: Corvus). Zwischen Spica und Corvus liegt das Ziel des Abends: Die Sombrero-Galaxie. Wer ein Teleskop mit einer GoTo-Steuerung oder das Handplanetarium Universe2go verwendet, findet die Galaxie unter der Katalogbezeichnung M104.

Sternkarte Sombrero Galaxie

Diese und alle anderen Sternkarten wurden mit stellarium.org erzeugt.

Schon im 10×50-Fernglas ist M104 als lĂ€nglicher Nebelfleck zu sehen. Im Teleskop ab 150-Millimeter-Öffnung und 100-facher VergrĂ¶ĂŸerung scheint eine dunkle „Kante“ den Nebel zu begrenzen. Mit mehr Öffnung oder den Mitteln der Astrofotografie entpuppt sich die Kante als dunkles Staubband, das die helle Zentralregion der Galaxie M104 teilt. Bei der Sombrero-Galaxie handelt es sich nĂ€mlich um eine eng gewundene Spiralgalaxie, die wir von der Seite sehen.

Diese Aufnahme des Weltraumteleskop Hubble zeigt die Kantenstellung der Galaxie auf beeindruckende Art und Weise – wobei allerdings bei einem Bild dieser QualitĂ€t nicht mehr viel von Ähnlichkeit der Galaxie mit einer mittelamerikanischen Kopfbedeckung zu erahnen ist:

Hubble M104

Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir Galaxien von der Kante zu sehen bekommen. Was allerdings das Erscheinungsbild von M104 einzigartig macht, ist die große zentrale Aufwölbung, also der zentrale Bereich. Dieser beinhaltet bei M104 etwa ein Viertel der gesamten Galaxienmasse. Bei unserer Milchstraße sind es etwa nur ein Siebtel. FĂŒr außergalaktische Beobachter sieht unsere Milchstraße eher nicht hutförmig aus.

Die Literaturangaben zur Entfernung der Sombrero-Galaxie schwanken zwischen 30 bis 45 Millionen Lichtjahre. So oder so, der Stern Spica ist da im Vergleich ein enger Nachbar.

Eta-Aquariden fĂŒr Nachteulen oder FrĂŒhaufsteher

Wer es bis zur zweiten NachthĂ€lfte durchhĂ€lt, wird mit einem Sternschnuppenstrom belohnt. Dabei handelt es sich um einen Schwarm kleiner Staubteilchen, den unsere Erde bei ihrem Umlauf um die Sonne kreuzt. So entstehen viele leuchtende Meteore. Laut Kosmos Himmelsjahr sind es etwa zwanzig Meteore pro Stunde, im Maximum können es bis zu sechzig werden. Da können einem die WĂŒnsche ausgehen!

Die Meteore ziehen eine lange, helle Spur ĂŒber den Himmel und scheinen dabei aus einer Richtung zu kommen. Nach dieser Richtung werden Meteorströme benannt. In diesem Fall liegt die Quelle beim Stern Eta Aquarii im Sternbild Wassermann (lat.: Aquarius), weshalb der Meteorstrom Eta-Aquariden genannt wird. Da das Sternbild erst spĂ€t aufgeht und nahe am Horizont steht, sind die Eta-Aquariden in unseren Breiten nicht so gut zu sehen. Wer unseren Blog auf den Kanaren liest, hat bessere Chancen.

Eta Auariden

Der Wassermann geht erst frĂŒh am Morgen auf.

Der Mond lÀsst uns dieses Wochenende in Ruhe beobachten. Die schmale Sichel des Neumonds sollte erstmalig am Sonntagabend zu sehen sein. Halten Sie danach Ausschau!

Nicht vergessen: Merkurtransit

Zum Schluss noch zwei Hinweise auf Ereignisse, ĂŒber die wir bereits berichtet haben: Sie finden derzeit Mitarbeiter von uns auf dem Internationalen Teleskoptreffen Vogelsberg ITV und außerdem ganz wichtig: Am Montag ist Merkurtransit!