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NGC 6210, die Schildkröte

Der kleine, helle planetarische Nebel NGC 6210 im Herkules ist jung, zeigt Strukturen und sogar eine leuchtend blaugrüne Farbe!

Der planetarische Nebel NGC 6210 im Sternbild Herkules aufgenommen mit einem 9,25 Zoll Celestron mit 2× Telekonverter. Carsten Dosche Der planetarische Nebel NGC 6210 im Sternbild Herkules aufgenommen mit einem 9,25 Zoll Celestron mit 2× Telekonverter. Carsten Dosche
Zeichnung von NGC 6210 mit einem 66cm Newton-Teleskop bei 837-facher Vergrößerung. Uwe Glahn Zeichnung von NGC 6210 mit einem 66cm Newton-Teleskop bei 837-facher Vergrößerung. Uwe Glahn

NGC 6210 ist ein sehr kleiner (0,3'×0,3'), aber recht heller (8,m8) planetarischer Nebel im Sternbild Herkules. Er wurde im Jahre 1825 vom deutschen Astronomen Friedrich Georg Wilhelm Struve entdeckt. Seine Entfernung wird auf etwa 6200 Lichtjahre geschätzt, bei einer Ausdehnung von ungefähr 0,5 Lichtjahren. Mit einem Alter von ca. 2000 Jahren ist er ein recht junger planetarischer Nebel. Er besitzt vielfältige Hüllenstrukturen und Jets. Teleskope zeigen eine blaugrüne Färbung, bedingt durch die hohe Flächenhelligkeit des Nebels. Hohe Vergrößerungen sind dadurch ideal. Zum Aufsuchen schwenkt man ein Fernglas oder Teleskop von β Herculis aus 4° in Richtung Nordosten. Der Nebel liegt bei drei hellen Sternen, die zur Identifizierung genutzt werden können.

Leuchtend blaugrün

NGC 6210 in einer Aufnahme des
Weltraumteleskops Hubble. ESA/Hubble und NASA NGC 6210 in einer Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble. ESA/Hubble und NASA

Bereits im Fernglas erscheint der Nebel als schwacher 9m Stern. In Teleskopen mit 10cm Öffnung und Vergrößerung unter 50-fach bekommt der stellare Anblick eine leuchtende, blaugrüne Färbung. Bei 80- bis 100-facher Vergrößerung erscheint ein diffuses, unregelmäßig geformtes blaugrünes Scheibchen ohne Struktur.

Ab etwa 12cm Öffnung und 250-facher Vergrößerung kommen ein helleres Zentrum und eine ringartige, kantige Form mit diffusem Saum zum Vorschein. Unter guten Bedingungen sollte in Teleskopen ab 30cm Öffnung die Sichtung des Zentralsterns möglich sein. Noch größere Teleskope ab 40cm Öffnung zeigen auch zwei schwache Ausläufer (Jets) an den Nebelenden.

Schwimmende Wasserschildkröte

Die abgestoßenen Gaswolken leuchten so intensiv bläulich-grün aufgrund der dominierenden Spektrallinien des einfachen (blauen) und doppelten (grün) ionisierenden Sauerstoffs. Hochauflösende Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble zeigen den Zentralstern, wie er vier Jets aus sehr heißem Gas in die ältere und damit kühlere Gashülle ausstößt. Da der Nebel oval ist und die vier Jets wie kleine Füßchen aus der Gashülle herausragen, sieht der Nebel wie eine schwimmende Wasserschildkröte aus. Das hat NGC 6210 den Spitznamen Schildkröte und im englischen Sprachraum Turtle in Space eingebracht.

Aufsuchkarte für NGC 6210 im Sternbild Hercules. J. Scholten Aufsuchkarte für NGC 6210 im Sternbild Hercules. J. Scholten

Autor: Michael Feiler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH