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Praxis

Der Pfeifennebel

Wenn Sie den eindrucksvollen Dunkelnebel im Schlangenträger beobachten wollen, ist dunkler Himmel wichtiger als ein Teleskop.

Der Pfeifennebel im Sternbild Schlangenträger ist ein Komplex aus mehreren Dunkelwolken. CEDIC Team und Bernhard Hubl / CCD Guide Der Pfeifennebel im Sternbild Schlangenträger ist ein Komplex aus mehreren Dunkelwolken. CEDIC Team und Bernhard Hubl / CCD Guide

Der Schlangenträger (Ophiuchus) ist ein ausgedehntes, ringförmiges Sternbild, weshalb es nicht ganz einfach ist, ihn zwischen dem Herkules und Skorpion aufzufinden. Im westlichen Teil verläuft das Band der Sommermilchstraße und im südlichen Teil befindet sich eine Sternentstehungsregion mit vielen Nebeln.

Schwarze Staubnebelschwaden

Zeichnung des Pfeifennebels mit einem Fernglas bei einer Vergrößerung von 25×. Rainer Mannoff Zeichnung des Pfeifennebels mit einem Fernglas bei einer Vergrößerung von 25×. Rainer Mannoff

Einer der eindrucksvollsten Dunkelnebel im Schlangenträger ist der Pfeifennebel (engl. Pipe Nebula). Er ist nach den schwarzen Staubnebelschwaden benannt, die wie eine rauchende Pfeife aussehen. Er besteht aus mehreren Dunkelnebeln der Katalognummern Barnard 59/65–67/77–78. Zahlreiche Dunkelnebel sind nach dem amerikanischen Astronomen Edward Emerson Barnard benannt, da er diese Objektklasse als Erster gründlich dokumentierte.

Viele Dunkelnebel sind schon mit einfachsten optischen Mitteln wie dem bloßen Auge oder einem Feldstecher zugänglich. Allerdings stellen Dunkelnebel hohe Anforderungen an die Himmelsbedingungen und Optik. Förderlich sind eine gute Himmelsdurchsicht mit hoher Grenzgröße und eine Optik mit maximaler Austrittspupille und größtmöglichem Gesichtsfeld.

Verdeckter Blick zur Milchstraße

Der Pfeifennebel ist ein riesiger Dunkelnebel-Komplex mit einer Ausdehnung von 6,5°×4,5°. Er ist mit ca. 500 Lichtjahren Entfernung der uns am nächsten liegende Dunkelnebel, der vor dem Zentrum der Milchstraße steht. So verdeckt er den Blick auf die Sterne dahinter. Frühere Astronomen gingen davon aus, dass solche Gebiete frei von Sternen sind. Erst später entdeckte man, dass hier dichte Wolken aus interstellarem Staub das helle Licht der dahinterliegenden Sterne verdunkeln. So hebt sich auch beim Pfeifennebel eine dunkle Silhouette vor den hellen Sternen ab. Diese Staub- und Molekülwolken sind eine Brutstätte für neue Sterne.

Auge, Feldstecher & Großfeld-Teleskop

Zum Aufsuchen peilt man den Sterns θ Ophiuchi an, da der Pfeifennebel sich direkt darunter befindet. Der Pfeifenkopf besteht aus Barnard 77 und 78, der nach Westen weisende Pfeifenstiel aus Barnard 65, 66, 67 und das Pfeifenmundstück markiert Barnard 59.

Der Pfeifennebel ist bereits mit bloßem Auge auszumachen. Durch die geringe Höhe ist jedoch ein klarer und dunkler Landhimmel unerlässlich. Ein 10×50 Fernglas bietet einen schönen Anblick mit vielen Details, besonders am Pfeifenkopf, der sich nach Osten von der Umgebung abhebt. Für den Pfeifenstiel sollte besser ein Großfernglas verwendet werden. Für das Mundstück, welches etwa 1° südlich des Kugelsternhaufens NGC 6293 liegt, benötigt man eine höhere Vergrößerung.

Noch viel bessere Beobachtungsbedingungen hat man im Mittelmeerraum, wenn der Pfeifennebel aus dem Dunst des Horizontes emporsteigt. Dann ist die Pfeife eine der markantesten Dunkelwolken mit bloßem Auge. Unbeschreiblich ist es, unter dunklem Himmel die Rauchschwaden des Pfeifennebels mit einem lichtstarken Feldstecher oder Großfeld-Teleskop abzufahren.

Aufsuchkarte des Pfeifennebels im Sternbild Schlangenträger. J. Scholten Aufsuchkarte des Pfeifennebels im Sternbild Schlangenträger. J. Scholten

Autor: Michael Feiler / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH