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Interview: Smarte Teleskope im Aufwind

Echte Teleskope oder nur Trend und Spielerei? Ein Interview über das spannende Thema Smart Teleskope

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Smarte Teleskope verändern die Astronomie. Besonders für Einsteiger.


Was früher Geduld, Know-how und Sternkarten benötigte, gelingt heute oft per App und Smartphone. Doch wie ernst ist das zu nehmen? Und für wen lohnt sich der Einstieg wirklich?
Auf der ATT 2025 sprach Astrofotografin Angelika Kolb-Telieps mit Marcus Schenk von Astroshop.de über Möglichkeiten, Grenzen und darüber, warum smarte Teleskope mehr sind als nur Spielerei.

Zielgruppe: Smarte Teleskope für Einsteiger

CellaPix: Ich begrüße Herrn Schenk vom Astroshop. Guten Morgen.

Marcus Schenk: Guten Morgen. Sehr schön, dass Sie mit Ihren Fragen zu mir kommen.

CellaPix: Die ersten Fragen beziehen sich auf die Zielgruppe und die Motivation. An wen richten sich Ihre smarten Teleskope konkret?

Marcus Schenk: In erster Linie an Einsteiger. Als wir die Teleskope ins Sortiment aufgenommen haben, war uns klar: Das ist unsere Hauptzielgruppe.

Aber mittlerweile merken wir, dass immer mehr fortgeschrittene Hobbyastronomen dazukommen. Auch, weil immer mehr Features dazukommen.

Astroshop bietet ja ein sehr breites Spektrum an Teleskopen an. Als die smarten Teleskope aufkamen, dachten wir: Ja, das klingt spannend. … Aber wir prüfen wichtige Produkte grundsätzlich, bevor sie ins Sortiment kommen. Denn wir wollen, dass es auch wirklich etwas für unsere Kunden und Kundinnen bringt.

Neue Nutzer entdecken Astronomie

CellaPix: Ist das dann eher Ihre Stammkundschaft oder haben Sie dadurch auch neue Kunden gewonnen?

Marcus Schenk: Auf jeden Fall auch neue. Vielen Einsteigern fällt es leichter, damit umzugehen. Und auch Menschen, die sich bisher nur für Natur oder Naturfotografie interessiert haben, sagen: „Ja, das Thema ist spannend und ich möchte mich damit beschäftigen. Aber das mit den klassischen Teleskopen generell klingt so riesig und kompliziert.“

Schnell zum Erfolg

Foto: A. Kolb-Telieps Foto: A. Kolb-Telieps

CellaPix: Dann sind wir schon bei den Nutzern. Kommen wir zum Nutzererlebnis und der Bedienung. Wie niedrig ist die Einstiegshürde tatsächlich?

Marcus Schenk: Wir bekommen immer die Rückmeldung: sehr niedrig.

CellaPix: Was erleben Ihre Nutzer beim ersten Einsatz?

Marcus Schenk: Es ist schon sehr intuitiv. Und das erleben auch unsere Nutzer: Sie bekommen ein System an die Hand, das sofort funktioniert. Es arbeitet mit einer App und man findet sehr schnell erste Objekte damit. Das erlebe ich immer wieder und das gilt auch für alle smarten Teleskope.

Aber man muss auch differenzieren: Das Celestron Origin zum Beispiel, sieht aus wie ein klassisches Teleskop. Da benötigt man schon etwas Vorwissen: Also hier ist das Stativ und hier ist die Montierung und da ist der Tubus, den baue ich so und so auf. Oder wie gehe ich mit einer empfindlichen Optik um? Das ist etwas für Leute im Thema.

Aber für die kleineren Smart Teleskope gilt es auf jeden Fall. Das Erfolgserlebnis ist dann auch schnell da. Das gilt übrigens auch für Leute ohne Technikbezug.

Ich hatte auf der letzten Messe ein Gespräch mit einer Hobbyastronomin. Sie meinte, sie wolle gerne so ein Gerät neben ihrem Dobson-Teleskop verwenden. Einfach laufen lassen, während sie mit ihrem Teleskop visuell beobachtet. Das fand ich sehr schön.

Auch in Zukunft soll alles sicher funktionieren

CellaPix: Die Entwicklung schreitet rasch voran. Wie stellen Sie sicher, dass die Geräte auch in 2 – 3 Jahren noch problemlos nutzbar sind und Freude bereiten?

Marcus Schenk: Wir sind nicht nur Händler, sondern mit der Marke Omegon auch Hersteller. Daher betreiben wir auch eine voll ausgestattete Werkstatt mit Optik, Elektronik und Mechanik. So können wir viele Kundenwünsche erfüllen. Ansonsten sind wir dicht im Austausch mit den Herstellern, um auch langfristig den Service zu sichern.

Vorteile und Grenzen

CellaPix: Kommen wir noch mal zu den Vorteilen und Grenzen im Vergleich zu den klassischen Setups. Sie haben ja schon die intuitive Bedienung angesprochen. Gibt es noch weitere Vorteile?

Marcus Schenk: Die smarten Teleskope sind sehr transportabel, weil sie klein und leicht sind. Alles ist integriert, man hat keinen Kabelsalat.

Das ist für viele ein Argument, sich ein Smart Teleskop als Zweitgerät zu holen. …

Ich hatte gerade wieder ein Gespräch mit einem Astrofotografen. Er sagte, er habe in den letzten Jahren noch nie so viele Fotos gemacht wie in der letzten Zeit, weil er eben dieses smarte Teleskop besitzt.

Einfachheit auf Kosten maximaler Individualität

CellaPix: Gibt es auch Nachteile?

Marcus Schenk: Es gibt etwa keine zu große Individualität. Man muss sich darauf verlassen, was der Hersteller dort einbaut, wie er die App gestaltet und welche Belichtungszeiten er innerhalb des Systems anbietet. Der Funktionsumfang eben.

Und dann gibt es die andere Welt: wo Leute sich ihre Systeme zusammenstellen, individuell aussuchen, welche Kameras sie benutzen, die Filter usw. …

Ich halte es für gut, wenn beide Welten nebeneinander entstehen und vergleiche Astronomie gerne mit einem großen Baum. Die smarten Teleskope sind ein neuer Zweig – und dieser Zweig wächst.

Aufgenommen mit dem Smart Teleskop ZWO S30 Aufgenommen mit dem Smart Teleskop ZWO S30

"Smarte Teleskope sind ein neuer Zweig am großen Baum der Astronomie." Marcus Schenk

Nur Spielerei oder echte Astronomie?

Das ZWO Seestar S50 parallaktisch aufgestellt Das ZWO Seestar S50 parallaktisch aufgestellt

CellaPix: Es gibt die Diskussion, ob es sich um ernsthafte Astronomie oder um Spielerei handelt. Wie sehen Sie das? Was können Nutzer trotzdem über Astronomie lernen?

Marcus Schenk: Persönlich bin ich ein Beobachter, der das aus einer emotionalen Faszination heraus betreibt. Ich mag das Wort „ernsthaft“ in dem Zusammenhang nicht so sehr.

Aber ja: Man kann und darf es durchaus ernst nehmen und lernt auch den Himmel kennen. Ein Nutzer muss sich damit beschäftigen und entscheiden: „Welche Objekte möchte ich heute beobachten.“ Er lernt dadurch!

Es ist eine andere Ebene als mit klassischen Geräten. Ein Dobson-Teleskop, das muss ich zuerst aufbauen, in der Sternkarte herausfinden, wie ich das Objekt aufsuche und finde. Am Himmel bin ich dann noch direkter dran und erlebe und lerne ihn auf eine andere Weise kennen.

Und die Zukunft?

CellaPix: Kommen wir zum letzten Punkt: Ausblick und Weiterentwicklung. Wie sehen Sie die Zukunft der Smarten Teleskope als Händler?

Marcus Schenk: Ich denke, da wird noch mehr kommen. Das Interesse unserer Kunden ist riesig.

Weitere nützliche Features sind von den Herstellern in den Apps integriert worden – es ist ein laufendes System. Das ist erst der Anfang. Denn wenn man auf den Alltag blickt, wie schnell sich gerade alles entwickelt, mit den neuen Technologien … Da wird sich auch in der Astronomie noch viel tun.

CellaPix: Vielen Dank für das Interview, Herr Schenk.

Marcus Schenk: Vielen Dank, es hat mir Freude gemacht.

Das Interview führte Angelika Kolb-Telieps, Astrofotografin und Gründerin von CellaPix. Auf der ATT 2025 sprach sie mit Marcus Schenk über die Rolle smarter Teleskope.