7500+ Artikel ab Lager lieferbar
Best-Preis-Garantie
Ihr Partner für die Astronomie
Magazin > Praxis > Beobachtung > Typische Sternbilder und Galaxien des Frühlingshimmels
Praxis

Typische Sternbilder und Galaxien des Frühlingshimmels

Im Frühling locken milde Temperaturen und tolle Galaxien, die in den Monaten von März bis Juni am besten zu beobachten sind.

M101 – die „Feuerradgalaxie“ in 25 Millionen Lichtjahren Entfernung (Credit: JF Calvo Z36 Cancelada) M101 – die „Feuerradgalaxie“ in 25 Millionen Lichtjahren Entfernung (Credit: JF Calvo Z36 Cancelada)

Frühlingszeit ist Galaxien-Zeit!

Der Winter verabschiedet sich und macht milderen Temperaturen Platz, die Tage werden länger und - trotz der damit synchron immer kürzer werdenden Nächte - gibt es im Frühling einige lohnenswerte Ziele zu beobachten, darunter vor allem verschiedene Galaxien.

Nachfolgend werden die typischen Frühlings-Konstellationen inklusive der dort auffindbaren Galaxien genauer vorgestellt. Darunter gibt es auch Sternbilder, die zwar zirkumpolar, also ganzjährig am Himmel zu sehen sind, aber dennoch in den Monaten von März bis Juni aufgrund ihrer Position die besten Bedingungen zum Beobachten bieten. Diese können einfach mittels einer Sternkarte ausfindig gemacht werden.

Allseits bekannt – der „Große Wagen“

Zu den zirkumpolaren Sternbildern gehört der bekannte „Große Wagen“, dessen Umrisse sicher fast jedem vertraut sind. Der ‚Wagen‘ ist jedoch nur ein Teil des eigentlichen Sternbildes Ursa Major oder „Großer Bär“ (UMa). Im Frühling steht Ursa Major hoch in Zenitnähe und ist daher keiner horizontnahen Luftunruhe unterlegen oder von Häusern und Bäumen blockiert. Innerhalb dieser Konstellation findet man einige sehr schöne Galaxien, darunter vor allem das Gespann M 81 und M 82, auch Bodes-Galaxien genannt. M 81 ist eine 7,0mag helle Spiralgalaxie und zeigt sich bereits in einem lichtstarken Fernglas als ovales, diffuses Objekt mit hellem Kern. M 82 liegt etwas weiter nördlich davon und ist eine irreguläre Galaxie, die erst ab einer Teleskop-Öffnung von 110mm weitere Details preisgibt.

Auf länger belichteten Aufnahmen in der Astrofotografie lässt sich noch deutlich mehr von diesem Galaxien-Paar erkennen. Eine weitere eindrucksvolle Spiralgalaxie ist ebenfalls in Ursa Major aufzufinden: M 101 oder „Feuerradgalaxie“. Obwohl man auch hier mit einem lichtstarken Fernglas schon eine schwache Nebelwolke erkennt, offenbart sich das „Feuerrad“ jedoch erst ab etwa 5“ Objektivöffnung (besser noch mehr!) und dabei mit möglichst kleiner Vergrößerung beobachten.

Der „Kleine Bär“ und Polaris

Ursa Minor, der „Kleine Bär“, ist dagegen eher unspektakulär. Dennoch ist er von zentraler Bedeutung für die Astronomie auf der Nordhalbkugel, denn hier befindet sich α Ursae Minoris – der Polarstern. Dieser Punkt unweit des Himmelsnordpols markiert die Stelle, auf die alle parallaktischen Montierungen möglichst genau ausgerichtet sein sollten, damit eine präzise Nachführung gelingt. Der Polarstern selbst ist ungefähr 2mag hell und damit der hellste Stern des Kleinen Bären. Eigentlich handelt es sich um ein Dreifachsternsystem, von dem die beiden Begleitsterne aber deutlich lichtschwächer sind.

M 82 (links) und M 81 (rechts) – die „Bodes Galaxien“ im Sternbild Ursa Major (Credit: Sterngucker.de, A. Merz / John Purvis CC BY 2.0) M 82 (links) und M 81 (rechts) – die „Bodes Galaxien“ im Sternbild Ursa Major (Credit: Sterngucker.de, A. Merz / John Purvis CC BY 2.0)

Der Virgo-Galaxienhaufen

Kommen wir zum Sternbild „Jungfrau“ (Virgo) mit seinem hellen Hauptstern Spica. Diese Region ist zwar recht sternenleer, aber dennoch ein Highlight am Frühlingshimmel, denn sie bietet etliche Galaxien, die teilweise sehr prägnant sind. Im Norden der Jungfrau liegt der Virgo-Galaxienhaufen. Er beherbergt mindestens 1.500 Galaxien! In den Monaten März und April lassen sich diese Objekte am besten beobachten.

M 104 Sombrero-Galaxie (Credit: Bayerischer Rundfunk online / NASA) M 104 Sombrero-Galaxie (Credit: Bayerischer Rundfunk online / NASA)

Eine der wohl berühmtesten Galaxien ist die elliptische „Sombrero-Galaxie“ M 104, die an einen Hut mit Krempe erinnert. Mit Teleskopen ab 5“ Öffnung lässt sich das dunklere Staubband, welches den hellen ovalen Kernbereich der Galaxie quer durchzieht und die „Hutkrempe“ formt, schon recht gut erkennen. M 104 ist immerhin 50 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt!
Die hellste Galaxie innerhalb des Virgo-Haufens ist M 49, die selbst in kleinen Optiken schon als helles rundes Fleckchen erscheint. Noch ein sehr interessantes Objekt ist die elliptische Riesengalaxie M 87 oder Virgo A. Sie ist als aktive Radio- und Röntgenquelle bekannt und befindet sich fast im Zentrum des Galaxienhaufens. Virgo A ist zugleich auch das größte Objekt in dieser Ansammlung. Im April 2019 wurden Bilder von M 87 veröffentlicht, die ein Schwarzes Loch im Zentrum der Riesengalaxie zeigen.

Der Coma-Galaxienhaufen

Das Sternbild „Haar der Berenike“ (Coma Berenices) bietet mit dem rund 300 Millionen Lichtjahre entfernten Coma-Haufen eine weitere Ansammlung von über 1.000 einzelnen Galaxien. Die meisten dieser Objekte erfordern allerdings ein Teleskop mit wenigstens 200mm Öffnung. Auch hier findet man mit NGC 4889 eine sehr große elliptische Galaxie nahe des Coma-Zentrums, in welcher das bisher größte gemessene Schwarze Loch entdeckt wurde. Von den etlichen Galaxien im Coma-Haufen sei an der Stelle noch NGC 4565 erwähnt. Hier blickt man seitlich auf eine Spiralgalaxie, die allerdings ebenfalls recht lichtschwach ist.

Darüber hinaus gibt es im Haar der Berenike noch den offenen Sternhaufen Melotte 111, sowie den sehr schönen Kugelsternhaufen M 53. Die Sternenansammlung von Melotte 111 beobachtet man untypischerweise am besten mit bloßem Auge unter einem dunklen Himmel. Bereits in einem Fernglas geht nämlich der visuelle Eindruck eines „Sternenschwarms“ verloren. Der kompakte Kugelsternhaufen M 53 hingegen zeigt sich selbst in Optiken bis 150mm Öffnung lediglich als helle Lichtkugel mit nur wenigen aufgelösten Sternen im Randbereich.

Canes Venatici – die Jagdhunde

Wesentlich hellere Galaxien findet man in den „Jagdhunden“ (Canes Venatici). Zu diesen schönen Spiralgalaxien gehören zweifellos M 51 und M 106, beide in ca. 30 Millionen Lichtjahren Entfernung zu uns. M 51 oder die „Whirlpool-Galaxie“ ist ein absolutes Schmuckstück und Paradebeispiel für eine Spiralgalaxie. Besonders auffällig ist die kleine Begleitgalaxie am Ende des äußersten Spiralarms. Diese Begleiterin ist eine irreguläre Galaxie mit der Bezeichnung NGC 5195. Die Whirlpool-Galaxie lässt sich am besten von einem dunklen Standort aus beobachten. Dabei wird die Spiralstruktur erst ab etwa 8“ Teleskop-Öffnung deutlich. Man hat hier ein überaus aktives Stern-Entstehungsgebiet vor Augen und sicher eines der schönsten Deep Sky Objekte überhaupt. Mit M 3 bietet das Sternbild Jagdhunde außerdem noch einen hellen und sehenswerten Kugelsternhaufen, der sich allerdings erst mit Fernrohren ab 120mm besser auflösen lässt.

Die Whirlpool-Galaxie M 51 im Sternbild Jagdhunde Die Whirlpool-Galaxie M 51 im Sternbild Jagdhunde

(Credit: Foto mit Genehmigung der Ried-Sternwarte Goddelau)

Draco

Der „Drache“ (lat. Draco) bildet eine langgezogene Sternenkette, die zum Großteil zirkumpolar ist, aber gerade im Frühling komplett und hoch am Himmel steht. Diese großflächige Konstellation windet sich zwischen Ursa Major und Ursa Minor hindurch, so dass sie sich leicht auffinden lässt. Von den Galaxien sei hier M 102 erwähnt – eine recht kleine, spindelförmige Wolke, die sich aber aufgrund ihrer Helligkeit einfach beobachten lässt.
Ein weiteres Reptil am Frühlingshimmel ist die „Wasserschlange“ oder Hydra. Sie ist übrigens aufgrund ihrer Ausdehnung auch das größte Sternbild am Himmel. Während der Kopf noch dem Winterhimmel zugerechnet wird, gehört der Schwanz bereits zum kommenden Sommerhimmel. Hier findet man die schöne Spiralgalaxie M 83, die aber aufgrund ihrer tiefen südlichen Position von Mitteleuropa aus nur sehr schwierig zu beobachten ist…

Der Bärenhüter (Bootes)

Dieses Sternbild fällt sofort durch den orange leuchtenden Hauptstern Arktur (Arcturus), sowie seine Gestalt in Form einer Eistüte oder einer Keule, auf und zeigt sich am besten im fortgeschrittenen Frühjahr. Zwar beinhaltet der Bärenhüter keinerlei Galaxien oder Sternhaufen, aber zumindest einige Doppelsterne, von denen viele auch in kleineren Teleskopen getrennt werden können. Einer von diesen ist ξ Bootis (Xi Bootis A und B).

Das Leo-Triplett und die M 96-Gruppe

Der „Löwe“ (Leo) bildet ein klassisches Sternbild des Frühlingshimmels und ist, neben seinem hellen Stern Regulus, in erster Linie für verschiedene Galaxien bekannt, darunter eine bekannte Anordnung von drei Galaxien. Zu diesem „Leo-Galaxientriplett“ zählen M 65, M 66 und NGC 3628 – allesamt circa 40 Millionen Lichtjahre entfernt und mit Helligkeiten um die 9,0mag bieten vor allem M 65 und M 66 einen tollen Anblick. NGC 3628 ist lichtschwächer und wird erst mit Instrumenten ab 8“ oder auf astrofotografischen Aufnahmen als länglicher Fleck sichtbar.
Die hellste Galaxie im Löwen, NGC 2903, gehört allerdings nicht zu dieser Dreiergruppe. Sie ist schon in größeren Ferngläsern gut zu erkennen.

Das Leo-Galaxientriplett im Sternbild Löwe (Credit: Elias Erdnüß) Das Leo-Galaxientriplett im Sternbild Löwe (Credit: Elias Erdnüß)

Eine weitere Ansammlung von Galaxien im Löwen ist die sogenannte „M 96-Gruppe“, die aus den vier Sterneninseln M 95, M 96, M 105 und NGC 3384 besteht. Diese Objekte sind im Vergleich zu den Mitgliedern des Leo-Tripletts allerdings schwieriger zu beobachten, zeigen weniger Strukturen und kommen erst in mittleren bis größeren Teleskopen besser zur Geltung.
Mit Regulus, oder α Leonis, sowie den Sternen R Leonis (Roter Riese), Algieba (ϒ Leonis) und 90 Leonis finden wir außerdem noch einige interessante Sterne bzw. Doppelsterne im Löwen.

Autor: Jan Ströher

Jan ist Sprachwissenschaftler und Produktmanager für unsere astronomischen Produkte.

Jan hat Anglistik, Romanistik und Betriebswirtschaft studiert und war als Account Manager in der Luftfahrtbranche beschäftigt. Er interessiert sich seit seiner Jugend für Naturwissenschaften, vor allem für Astronomie: Im Alter von 15 Jahren machte er vom Balkon seines Elternhauses die ersten Beobachtungen mit einem Newton-Teleskop.

Jan ist sehr naturverbunden, neben der Astronomie faszinieren ihn auch Tiere und die Meteorologie. Seine Lieblingsobjekte am Himmel sind die großen Planeten, Wolf-Rayet Nebel und Kugelsternhaufen.

Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch