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Praxis

Der Herr der Ringe

Bereits ein 80mm Teleskop zaubert den Herrn der Ringe ins Okular. Kein Anblick kann Einsteiger so begeistern wie der Saturn.

Das einzigartige Ringsystem krönt den Anblick des Saturn. NASA and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA) Das einzigartige Ringsystem krönt den Anblick des Saturn. NASA and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA)

Die Saturnringe beobachten

Kein anderer Planet unseres Sonnensystems fasziniert so wie der Saturn. Vielen Einsteigern hat er schon begeisterte Ohs und Ahs entlockt, denn eine Besonderheit krönt den Anblick des Gasriesen: Sein einzigartiges Ringsystem, das sich so ausgeprägt an keinem anderen Planeten findet. Und schon in einem kleineren Teleskop kann man dieses Naturschauspiel erfolgreich beobachten.

Der zu den Gasriesen gehörige Saturn ist mit 120.536km Durchmesser der zweitgrößte Planet unseres Sonnensystems. In einer Entfernung von durchschnittlich 1,4 Milliarden Kilometern benötigt Saturn etwa 29,5 Jahre für einen Sonnenumlauf. Dabei rotiert er mit etwa 10h 28min sehr schnell um seine Achse. Insgesamt umkreisen heute 62 bekannte Monde den Gasriesen. Die Besonderheit ist allerdings sein Ringsystem. Dieses ist aber im Prinzip keine Seltenheit. Jupiter, Uranus und Neptun besitzen ebenfalls Ringe, die aber zu schwach erscheinen, um in Amateurteleskopen gesehen werden zu können.

Massenhaft Ringe

Insgesamt wird der Saturn von einem System aus über 100.000 einzelnen, voneinander getrennten Ringen umgeben. Schon etwa 7000km über der Atmosphäre Saturns beginnt der innerste Ring mit einem Durchmesser von 134.000km, der äußerste besitzt den gigantischen Durchmesser von 960.000km. Das solide erscheinende Gebilde besteht aus Milliarden einzelner Gesteins- und Eisbrocken, die die Größe eines Staubkorns bis hin zur Größe eines Hauses besitzen. Die Dicke des Ringsystems ist allerdings mit weniger als 1km sehr gering. Es finden sich jedoch auch Regionen, in denen sich das Gesteins- und Eismaterial mehrere Kilometer hoch auftürmt. Eine große Lücke im Ringsystem bildet die Cassini-Teilung mit einer Breite von 4700km. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen ein noch viel gewaltigeres Gebilde: Einen visuell nicht sichtbaren Torus aus feinen Staubpartikeln, der Saturn in einer Entfernung bis zu etwa 25 Millionen Kilometer umgibt.

Saturn, wie er in den Jahren 1996
bis 2000 von der Erde aus gesehen erschien. NASA and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA) Saturn, wie er in den Jahren 1996 bis 2000 von der Erde aus gesehen erschien. NASA and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA)

Kleines Ring-ABC

Illustration: Real erscheint Saturn
im Teleskop nur relativ klein, hier am Beispiel
eines Teleskop mit 60mm Öffnung und 60-facher
Vergrößerung. L. Spix Illustration: Real erscheint Saturn im Teleskop nur relativ klein, hier am Beispiel eines Teleskop mit 60mm Öffnung und 60-facher Vergrößerung. L. Spix

Das Ringsystem Saturns besteht aus sieben Hauptringen. Ausgehend vom Planeten werden diese als D-, C-, B-, A-, F-, G- und E-Ring bezeichnet. Im Teleskop sind davon allerdings nur die Ringe A, B und C zu erkennen, die einen maximalen Durchmesser von 270.000km erreichen. Bereits ein kleines Teleskop mit 60mm Öffnung zeigt den Ring zweigeteilt: ein dunkler äußerer A-Ring und ein heller innerer B-Ring. Mit 80mm Öffnung wird es möglich, auch die Cassini-Teilung als dunkle, wie mit dem Zirkel gezogene hauchdünne Linie zu erkennen, die die beiden Ringe voneinander trennt. In Nächten mit ruhiger Luft wirkt die Szenerie regelrecht plastisch und fast unwirklich. Der schwach schimmernde innere C-Ring ist hingegen nur in einem Teleskop mit größerer Öffnung zu erkennen.

Mal drunter, mal drüber

Durch die Neigung der Saturnachse um knapp 27° gegen die Ekliptik sieht man die Ringe im Laufe des 29,5 Jahre dauernden Saturnjahres unter einem sich ständig verändernden Winkel: Mal schaut man "von oben" auf das Ringsystem, mal genau "von der Seite", sodass die Ringe praktisch nicht sichtbar sind, und mal "von unten". 2017 erscheinen die Ringe wieder unter einem maximal geöffneten Winkel, sodass man auf die Nordseite der Ringe blicken kann.

Praxistipp

Ein Teleskop mit 80mm Öffnung
zeigt deutlich den A-Ring und den B-Ring. Beide
sind durch die dunkle Cassini-Teilung voneinander
getrennt. Mario Weigand Ein Teleskop mit 80mm Öffnung zeigt deutlich den A-Ring und den B-Ring. Beide sind durch die dunkle Cassini-Teilung voneinander getrennt. Mario Weigand

Die Saturnringe im Teleskop

Im kleinen Teleskop mit 80mm Öffnung können die Merkmale der Saturnringe gut beobachten werden. Den Ring erkennt man schon deutlich bei einer Vergrößerung von 60×. Mit einer höheren Vergrößerung bei etwa 100× wird der Anblick plastisch und der Ring scheint den Planeten zu umschweben. Die Cassini-Teilung ist schwieriger zu sehen: Hierzu wird sehr ruhige Luft benötigt, welches eine Vergrößerung von etwa 100× und mehr zulässt. Am besten konzentriert man sich dabei zuerst auf die äußeren Bereiche des Rings, links und rechts des Planeten. Dort erscheint die Cassini-Teilung aufgrund der perspektivischen Verzerrung breiter und leichter erkennbar.

Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH