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John Dobson und sein Teleskop für alle

Dobson-Teleskope sind heutzutage kaum mehr wegzudenken. Doch wer steckt eigentlich dahinter? Die interessante Geschichte des Erfinders.

John Dobson mit einem 24 Zoll Teleskop / Foto: Sidewalk Astronomers John Dobson mit einem 24 Zoll Teleskop / Foto: Sidewalk Astronomers

John Dobsons Teleskope und Philosophie haben ihren Weg auf abenteuerliche Weise aus einem hinduistischen Kloster in San Francisco über die Straßen Amerikas bis in die Gärten von Hobbyastronomen auf der ganzen Welt gefunden.

Sein Ziel: Uns den Kosmos zu zeigen, wie er wirklich ist.

Die Erde ist mit ihrem 12.700 km Durchmesser der Mittelpunkt unseres Universums. Hier arbeiten und leben wir Tag für Tag. Der Trubel lässt uns manchmal vergessen, dass wir nur ein winziger blauer Punkt in einem Weltall voller Sterne, Planeten und Galaxien sind, dessen Dimensionen wir uns gar nicht erst richtig vorstellen können.

Der Chemiker, Mönch und Amateurastronom John Dobson (1915-2014) machte es sich in den 1960er Jahren zu seiner Mission, diese Entfernungen zu überwinden. Er wollte den Sternenhimmel mit all seinen Wundern so vielen Menschen wie möglich zugänglich machen. „Es ist Blödsinn, in diesem Universum zu leben, ohne es je gesehen zu haben,“ sagte er. Gerüstet mit nichts als einem selbstgebauten Teleskop und einer brennenden Leidenschaft für Astronomie zeigte Dobson Kindern und Erwachsenen über 40 Jahre lang, wie das Universum außerhalb unserer Erdatmosphäre wirklich aussieht.

Um Ruhm oder Geld ging es dem asketisch lebenden Hobbyastronomen dabei nie. Die Sidewalk Astronomers und der heute allgegenwärtige Newton-Reflektor mit Azimut-Montierung, das sogenannte Dobson-Teleskop, sind Beweis für sein Vermächtnis und seinen revolutionären Einfluss auf die Amateurastronomie.

Ein Mönch greift nach den Sternen

John Dobson wurde 1915 in Peking geboren und zog als 12-Jähriger mit seiner Familie nach San Francisco. Dort schloss er 1943 ein Chemiestudium ab und fand zum Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges schnell Arbeit in der Rüstungsindustrie. Als Dobson mit den Vedanta Mönchen aus der Region in Berührung kam, eröffnete sich dem bis dahin überzeugten Atheisten allerdings eine völlig gegensätzliche Welt. Seine naturwissenschaftliche Neugier wurde von da an auch von einem spirituellen Streben begleitet.

Nur ein Jahr später wurde er Mitglied des Ramakrishna Ordens und lebte die nächsten 23 Jahre als Mönch im Vedanta-Kloster in San Francisco und Sacramento. In dieser neuen Umgebung entwickelte Dobson ein starkes Interesse an der Astronomie. Als studierter Chemiker wusste er zwar, woraus der Kosmos besteht (hauptsächlich Wasserstoff), aber er wollte den Nachthimmel jetzt auch mit eigenen Augen sehen, um ihn noch besser zu verstehen und seinen Platz darin zu finden.

Der Weg zum ersten Dobson-Teleskop

Ohne Geld und ohne von seinen Vorgesetzten entdeckt zu werden, begann er deshalb 1956 wortwörtlich aus Sperrmüll eigene Teleskope zu bauen: Sperrholz für die Montierung, Papprohre für den Tubus und alte Flaschenböden oder Bullaugen für die Spiegel. Letztere schliff er natürlich auch selbst.

Dobson-Teleskop / Foto: Marcus Schenk Dobson-Teleskop / Foto: Marcus Schenk

Bis heute sind die einfache Bauweise, die geringen Kosten und intuitive Nutzung die Hauptmerkmale des Dobson-Teleskops, die es perfekt für Einsteiger machen. In dem verhältnismäßig kurzen Tubus des Newton-Reflektors hat ein Spiegel mit großem Durchmesser Platz, der viel Licht sammeln kann. Die Optik sitzt in der sogenannten Rockerbox, die Stativ und Montierung vereint und mit der das Teleskop nach links und rechts oder oben und unten ausgerichtet werden kann. Innerhalb von nur einer Woche könne sich jeder so ein Teleskop selbst bauen, so Dobson.

Durch das Okular seines ersten 12 Zoll Teleskops sah er den Mond so nah, als würde er zur Landung ansetzen, wie er später erzählte. Dobson war begeistert. Schnell wurden die Teleskope immer größer und schon bald überwog das Verlangen, seine Entdeckungen mit Freunden und Nachbarn zu teilen. Auch wenn die Vedanta Gemeinde nicht das Bauen der Teleskope kritisierte, musste Dobson das Kloster 1967 letztendlich wegen seiner vielen Abwesenheiten verlassen.

Die Sidewalk Astronomers erklären den Sternenhimmel

Der "Sternemönch" beschloss, sich jetzt ausschließlich der Astronomie zu widmen. In der Zeit vor Dobson gab es kaum Möglichkeiten für Amateure, mit der Technik der Profis mithalten zu können. Mit seiner Bauanleitung für das Dobson-Teleskop konnte plötzlich jeder im eigenen Garten mit dem Beobachten anfangen.

Eine starke und große Optik wurde bezahlbar und die Hürden für den Einstieg in das Hobby abgebaut. Kein Wunder, dass es unter Hobbyastronomen schnell beliebt wurde. Hersteller blieben dagegen lange Zeit kritisch, aber spätestens seit den 1980er Jahren ist das Dobson eine fest etablierte Größe im Teleskop-Markt wie auch bei Astroshop.

Gehsteig Astronomie Event / Foto: Sidewalk Astronomers Gehsteig Astronomie Event / Foto: Sidewalk Astronomers

1968 gründete Dobson mit zwei Gleichgesinnten die San Francisco Sidewalk Astronomers, einen Astronomie-Club abseits elitärer Recherchekreise und formaler Meetings. Der alleinige Auftrag war Dobsons Herzensangelegenheit: Das Wissen über Teleskope und das Weltall mit möglichst vielen Menschen zu teilen. http://www.sidewalkastronomers.us/index.html

Erst war er an klaren Nächten mit einem Teleskop auf Rädern an der belebten Ecke der Broderick und Jackson Road zu finden und zeigte Passanten stets mit viel Witz die Sterne und Planeten. Später eroberten er und die Sidewalk Astronomers mit einem klapprigen gelben Schulbus voller Teleskope auch die Nationalparks Amerikas. Es dauerte nicht lange, bis sich ein Kultgefolge um den charismatischen Astronomen mit weißem, wippendem Pferdeschwanz bildete. Bis heute ist die Non-Profit-Organisation aktiv und vertritt seine ursprünglichen Ideen.

Beobachten und Philosophieren

Mit seinem öffentlichen Engagement revolutionierte John Dobson nicht nur die Amateurastronomie, sondern verbreitete auch seine etwas unorthodoxe Sicht der Kosmologie. Mit seinem Motto „Nichts existiert nicht” lehnte er zum Beispiel die Urknall-Theorie vehement ab. Beeinflusst durch die Vedanta Philosophie glaubte er stattdessen an eine unveränderliche Konstante (Braham) außerhalb von Raum und Zeit, ähnlich einem göttlichen Ursprung.

John Dobson / Foto: Sidewalk Astronomers John Dobson / Foto: Sidewalk Astronomers

Das Beobachten und Philosophieren geht immer Hand in Hand. Beim Anblick der Mondkrater, Saturnringe oder einer weit entfernten Galaxie können wir gar nicht anders, als uns fasziniert auch über das Woher und Warum unseres Kosmos und unserer eigenen Existenz als winziger blauer Punkt darin Gedanken zu machen.

Diese Neugier, Bescheidenheit und den Respekt gegenüber unserer Natur hat Dobson auch mit jedem seiner Workshops weitergegeben. Denn neben Wasserstoff bestehe das Universum in seinen Worten leider immer noch aus viel zu viel Ignoranz. Er wollte aufklären: „Es ist nicht wichtig, wie groß oder wie gut das Teleskop gebaut ist, sondern wie viele Menschen durchsehen.” Das Dobson-Teleskop verkörpert diese Mission und Philosophie durch seine Entstehungsgeschichte und Einfachheit perfekt. Es ist das Teleskop für alle - und vielleicht auch genau das richtige für Sie. Selber bauen müssen Sie es auch nicht mehr.

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