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Praxis

Zwei Rillen auf einen Streich

Sieben Tage nach Neumond lassen sich die fantastischen Rillensysteme Rima Hyginus und Rimae Triesnecker studieren.

Bei niedrigem Sonnenstand heben sich Rima Hyginus und Rimae Triesnecker gut vom Untergrund ab. NASA Bei niedrigem Sonnenstand heben sich Rima Hyginus und Rimae Triesnecker gut vom Untergrund ab. NASA

Zwischen dem Mare Vaporum (Meer der Dünste) und dem Sinus Medii (Bucht der Mitte) gelegen, findet man auf dem Mond gleich zwei fantastische Rillensysteme: Rima Hyginus (Hyginusrille) und Rimae Triesnecker (Triesneckerrillen). Hier kann man Rillen in unterschiedlicher Erscheinungsform beobachten und über einen Zeitraum von zwei bis drei Mondtagen studieren.

Klein, aber fein

Die beiden Rillen befinden sich fast genau in der Mondmitte. NASA Die beiden Rillen befinden sich fast genau in der Mondmitte. NASA

Bereits im kleinen Teleskop ist die 219km lange Rima Hyginus als feine gebogene Linie zu erkennen. Mittig darin gelegen befindet sich der 9km große, namensgebende Krater Hyginus. Bei hoher Vergrößerung ist zu erkennen, dass die Rille im westlichen Abschnitt aus sich überlappenden kleinen Kratern besteht. Tatsächlich sind hier Einbrüche in der Decke einer ehemaligen Lavahöhle zu sehen.

Auch Hyginus selber entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Krater vulkanischen Ursprungs. Indizien dafür sind der fehlende Kraterwall und die steilen Hänge. Dunkle Ascheablagerungen von vulkanischen Eruptionen rings um Hyginus herum unterstützen diese These.

Miteinander verflochten

Die Rimae Triesnecker zeigen sich als eine Vielzahl von schmalen und flachen Rillen, die teilweise netzartig miteinander verflochten sind. Aufgrund ihrer zarten Erscheinung sind die Rimae Triesnecker schwieriger zu beobachten als die Rima Hyginus. In der Nähe des Terminators zeichnen sich die Rillen jedoch als feine Schattenlinien vom Untergrund ab. Am besten orientiert man sich dabei am namengebenden, 26km großen Krater Triesnecker. Der breiteste und am leichtesten zu sichtende Abschnitt der Rille befindet sich direkt östlich davon. Im Gesamten verläuft das Rillensystem im Süden bis zum 49km großen Krater Rhaeticus und im Norden bis in die Nähe der Rima Hyginus. Auch Rimae Triesnecker besteht wahrscheinlich aus ehemaligen Lavakanälen, die mit der Entstehung des Sinus Medii vor 3,5 Milliarden Jahren zusammenhängen könnten.

Lichtstrahl in Hyginus

Beim richtigem Sonnenstand erzeugt die flach stehende Sonne einen schmalen Lichtstreifen im Krater Hyginus. L. Spix Beim richtigem Sonnenstand erzeugt die flach stehende Sonne einen schmalen Lichtstreifen im Krater Hyginus. L. Spix

Bei einem Mondalter von etwa 7 Tagen nach Neumond erscheint auf dem schattenbedeckten Kraterboden von Hyginus ein Lichtkeil, der mit zunehmendem Mondalter an Breite gewinnt. Hier scheint die flach stehende Sonne durch die Rima Hyginus und beleuchtet so einen schmalen Streifen. Die Vergrößerung sollte aufgrund der geringen Größe des Lichtstrahls hoch genug sein, am besten 150-fach oder mehr.

Beste Sichtbarkeit 7 oder 20 Tage nach Neumond

Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH