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Ein Erfahrungsbericht über den Williams Megrez 90 APO

von Bernd Koch, Buchloe

Schon seit längerem spielte ich mit dem Gedanken mir einen kleinen Refraktor als Reiseteleskop und als Objektiv  für die Astrofotografie zu zulegen. Aus diesem Grund wurden jeden Monat in verschiedenen Fachzeitschriften diverse Anzeigen aufmerksam verfolgt. Dort wird inzwischen wirklich nahezu  jeder kleine Refraktor als APO beworben. Einem wirklichen Apochromaten gelingt es die verschiedenen Farben des Lichtes wirklich mehr oder weniger genau in einem gemeinsamen Brennpunkt zu vereinigen.

Je geringer die Brennweite  und je lichtstärker ein Optik ist, um so schwieriger ist es dieses Ziel auch wirklich zu erreichen. Die High-End-Gräte auf dem Refraktormarkt verwirklichen das teilweise sogar mit vier- oder mehrlinsigen Objektiven in denen hochbrechende Glassorten eingesetzt werden, allerdings zu astronomischen Preisen. Da das mein Geldbeutel nicht hergibt, musste ich mich nach etwas preiswerterem umsehen, dabei stieß ich auch auf den Megrez 90 APO von William Optics.

Nachdem ich auch visuell beobachten wollte waren mir die 90 mm Objektivdurchmesser gleich viel sympathischer als die weit verbreiteten 80 mm. Sicherlich, der 110 mm Refraktor aus dem gleichen Hause wäre in dieser Hinsicht noch viel interessanter, wenn da nur nicht der liebe Geldbeutel wäre.

Über das viele Fachsimpeln am Stammtisch der Astronomischen Gesellschaft Buchloe e.V. erfuhr auch Marcus Schenk, der bei der Firma Astroshop in Landsberg arbeitet, von meinen Überlegungen. Er animierte seinen Chef dieses Gerät zu besorgen und stellte es mir unverbindlich für Testbeobachtungen zur Verfügung, diesem Angebot konnte ich natürlich nicht widerstehen. Als er mich darüber informierte dass der Refraktor angekommen ist, stieg die Spannung. In dem Ausstellungsraum der Firma Astroshop, packten wir das Gerät gemeinsam aus.

 

Der erste Eindruck

Zum Vorschein kam ein Aluminiumkoffer, der einen hochwertigen Eindruck macht. In ihm lag ein weißer  pulverbeschichteter Refraktor mit einem goldfarbenen Ring am Ende der Taukappe und einem goldfarbenem Objektivdeckel. Am Aussehen des Megrez gab es nichts zu mäkeln, das Aussehen ist aber bei einem Teleskop nicht so wichtig wie das Durchsehen. Aus diesem Grund wurde das Gerät noch am gleichen Abend auf mein Velbon-Fotostativ geschraubt und  erlebte auf der heimischen Terrasse sein „First Light“.

Der Planet Venus machte den Anfang, ich war schon etwas überrascht, das mit meinem 8 mm LVW von Vixen neben der Sichelgestalt des Planeten auch einige Beugungsringe zu sehen sind und das bei nur 77-facher Vergrößerung. Gut ich hatte schon mal davon gehört das bei einem Refraktor die Beugungsringe kräftiger ausfallen, bzw. anders verteilt sind, als bei einem Schmidt-Cassegrain mit zentraler Abschattung. Bei größeren Geräten ist die Sichtbarkeit scheinbar primär von der Luftruhe abhängig, im Fokus sind sie mir bisher nicht sonderlich aufgefallen.

Bei Gelegenheit werde ich darauf noch einmal ganz genau achten. Danach stellte ich einen helleren Stern ein und verglich das intra- und extrafokale Beugungsscheibchen, beide waren nahezu identisch, so soll es ja auch sein. Es waren auch keine Verspannungen zu sehen und die Zentrierung der Optik machte ebenfalls einen guten Eindruck auf mich.

 

Sterntest: Intrafokal, Fokus, Extrafokal

William Optics Megrez 90 APO bei 621mm, Stern Regulus mit 4 Sek. Belichtungszeit DSLR Olympus E-300

Aufnahme: Bernd Koch und Stefan Thoma

 

 

Der Ringplanet Saturn zeigte mit dem 8mm LVW schon sehr schön die Cassini-Teilung. Den Abschluss für diesen Abend machte der Mond, der allerdings noch sehr tief in Horizontnähe stand. Dennoch ein sehr schöner Anblick, wenngleich auch ein leichter gelblicher Saum zu sehen war. Den Farbfehler konnte ich mit meinen Vixen LVW-Okularen nicht abschließend beurteilen, die zeigen nämlich bei Newton Teleskopen mit einem Öffnungsverhältnis von 1:4.5 selbst schon einen leichten Farbsaum an der Feldblende ;-) Mit meinem SC bei 1:10 sind sie dagegen farbrein. Für diesen Abend hatte ich genug gesehen und konnte zufrieden ins Bett gehen. Bei unserem Monatstreffen zierte der Refraktor auf dem Fotostativ das Schützenheim und erweckte natürlich sofort das Interesse der Vereinskollegen. Das Wetter ließ an diesem Abend allerdings keinen Praxistest zu. Noch in der selben Woche kam es dann zu einem visuellen Vergleichstest mit dem TeleVue NP 101 von meinem Vereinskollegen Werner Hasubick, auf dem Gelände der Volkssternwarte Buchloe. Eine kurze Beschreibung des Vergleichtests in Stichpunkten. Das Kürzel WO bezeichnet im folgenden den Megrez und das Kürzel TV steht für den TeleVue Refraktor:

 

Das Leo-Triplett, M66 und M66 mit NGC 3628 im Sternbild Löwe.

William Optics Megrez 90 APO bei 621mm, drei Einzelbilder mit je 5Min. Belichtungszeit wurden gemittelt DSLR Olympus E-300

Aufnahme: Bernd Koch und Christian Wenzel, Buchloe

 

 

Direkter visueller Vergleich des William Optics Megrez 90 APO
mit dem TeleVue NP101

Erst mal die nüchternen Daten:

William Optics Megrez 90 APO: ED-Zweilinser mit Luftspalt (FPL-53)
90/621 mm, f/6.9 - kein "APO" sondern eigentlich ein klassischer Halbapochromat.
Für die Fotografie gibt es einen Bildfeldebener mit Reduzierer (mit
Flattener 0.8-fach: 90/497 mm, f/5.5)

TeleVue NP101: vierlinsiger APO (Petzval), 101/540 mm f/5.4 mit
geebneten Bildfeld

Testokulare:

TeleVue Panoptic 27 mm, TeleVue Radian 3 mm,
beides Okulare der Spitzenklasse völlig ohne eigenen Farbfehler:

Regulus:

TV (20 x, 180x):

Im gesamten Gesichtsfeld nadelfeine, reinweiße Sterne, direkt an der
Feldblende sehr leichter Aufbruch. Mit dem 3 mm ditto - perfektes
Beugungsscheibchen, nur durch das Seeing begrenzt. Intra-/Extrafokal
praktisch identisch. Schwenk durchs Gesichtsfeld auch bei 180x perfekt.

WO (23x, 207x):

Im gesamten Gesichtsfeld sehr scharfe Abbildung, bricht am Rand marginal
früher auf, zartes, sehr geringes Blau um Regulus. Auch im 3 mm super
Abbildung, Beugungsringe deutlich sichtbar - Intra-/Extrafokal praktisch
identisch. Der Farbfehler ist im 3mm etwas deutlicher aber nicht störend.

Saturn:

TV (180 x):

Perfekter Saturn - viel mehr ist mit der Öffnung nicht zu machen. Etwas
kontrastreicher und schärfer als beim WO - (allerdings mehr Auflösung
durchs Instrument, dafür kleinere Vergrößerung)

WO (207 x):

Sehr schöner Saturn - für 90 mm schon erstaunlich. Bild etwas gelblicher
als beim TV. Trotz höherer Vergrößerung einen Kick weniger "knackig"

M35 und M44:

TV (20 x): Nadelfeine Sterne bis zum Rand - ideales Richfield
WO (23 x): Nadelfeine Sterne bis zum Rand - ideales Richfield

Soweit der direkte Vergleich. Nun noch ein paar gesammelte Eindrücke zum WO:

Auch mit anderen Okularen gute Abbildung (Nagler Typ 1, 7 mm, 4.8 mm).
Mit Vixen LVW 8mm deutlich mehr Farbe, mit LV 2.5 mm trotz 248 -facher
Vergrößerung ein schöner Saturn (AP 0.36 mm)!

 

Fazit des direkten Vergleiches:

Visuell ist der WO ein interessantes Gerät mit sehr guter Abbildung und sehr geringem Farbfehler bis hin zur maximal sinnvollen Vergrößerung. Die stärken liegen eindeutig im weitwinkligerem (Richfield) Bereich. Die 90 mm Öffnung sind für mich persönlich visuell die unterste sinnvolle Grenze - da kann der TV punkten – immerhin bietet er mit 101 mm Öffnung knapp 26% mehr Licht, ein 80 mm-Gerät hätte sogar noch einmal 21% weniger Licht zur Verfügung!

 

Der Abschlusstest und mechanische Feinheiten

Später konnte ich mit dem Megrez 90 auch noch einen Blick auf den Mond werfen, da stand der TeleVue NP 101 leider nicht mehr zum direkten Vergleich zur Verfügung. Das war immerhin schon das zweite Mal, das ich mit diesem Gerät den Mond betrachten konnte.

Die Abbildung ist wirklich sehr gut, natürlich kommt ein ganz leichter Farbsaum, aber nur auf der "runden" Seite des Mondes, am Terminator in der Bildmitte war  kein Farbfehler zu sehen. Beim Mond ist der Farbsaum nicht bläulich wie bei sehr hellen Sternen sonder eher orange, wieso das so ist weiß ich auch noch nicht. Gut, der Mond war auch noch sehr tief, mal sehen wie er aussieht wenn er weiter oben am Himmel steht. Alles in allem ein wirklich sehr gutes Gerät mit einer ordentlichen Verarbeitung was Optik und auch Mechanik betrifft, das Preis/Leistungsverhältnis geht völlig in Ordnung.

Von einem „Zweilinser“ mit diesem Öffnungsverhältnis darf man eigentlich nicht viel mehr erwarten, die Physik hat nun mal ihre Grenzen. Die Taukappe war beim Testgerät etwas zu locker und rutschte bei Beobachtung im Zenit gerne von selber zurück und der Okularauszug hatte mit der Klemmung von schwerem Zubehör etwas Probleme. Mit etwas dickerem Filz unter der Taukappe und einem Schutz aus PVC für die Klemmschraube anstelle von Teflon lassen  sich diese Schwachpunkte problemlos verbessern, was ich inzwischen auch schon gemacht habe.

Sonst ist die Mechanik sehr gut, vor allem die 1:10 Untersetzung zum Fokussieren ist echt toll  ;-) Die ersten Fotografischen Ergebnisse bestätigen die guten Optischen Eigenschaften. Aus diesem Grund habe ich mich dann auch für den Kauf dieses Gerätes als Zweitinstrument entschieden.

 

M51 Spiralgalaxie in den Jagdhunden.

Aufgenommen mit dem Megrez 90 ED Apochromaten von Williams bei 621mm Brennweite, vier Einzelbilder mit je 5 Minuten Belichtungszeit wurden gemittelt.

Leichter Balusaum durch nicht perfekte Fokussierung bei der Fotografie.

Bildautoren: Bernd Koch und Christian Wenzel

 

 

Die Aufnahme von M51 ist leider nicht ganz exakt Fokussiert, deshalb tritt bei ihr der blaue Farbsaum etwas stärker zu Tage, nur deswegen wollte ich sie nicht unter den Tisch fallen lassen. Abschließend möchte ich mich noch bei allen Mitgliedern der Astronomischen Gesellschaft Buchloe e.V. bedanken, die mir beim Erstellen dieses Testberichtes mit Rat und Tat behilflich waren.

Hier gehts zum William Optics Megrez 90 Refraktor

 

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