Der Skorpion
Das Sternbild liegt weit im Süden, die Nähe der Milchstraße sorgt für schöne Sternhaufen, darunter das südlichste Messier-Objekt M 7.
Aus dem deutschsprachigen Raum ist vom Skorpion nur der nördliche Teil zu sehen. Sein orangefarben strahlender Hauptstern Antares (α Scorpii) markiert das Herz des Spinnentiers und zählt zu den 15 hellsten Sternen des Nachthimmels. Er ist ein wahrer Gigant: als Roter Überriese besitzt er den mehr als 700-fachen Durchmesser unserer Sonne. Wer das Sternbild vollständig sehen möchte, muss mindestens ans Mittelmeer reisen.
In vielen Kulturen zu Hause
Der Name des Sternbilds geht auf die Himmelsbeobachter in Mesopotamien zurück. Vor rund 5000 Jahren nannten die dortigen Sumerer die Konstellation GIR.TAB, was wörtlich etwa "scharfe Waffe" oder "brennender Stachel" bedeutet. Das Sternbild verbanden sie mit Išhara, einer Göttin der Unterwelt. Zugleich stellte man es sich auch als Skorpion-Menschen vor. Im sumerischen Gilgamesch-Epos bewachen nämlich zwei Skorpion-Männer das Tor zur Unterwelt, durch das die Sonne täglich ein und aus geht.
Die bekannteste mythologische Geschichte stammt aus dem antiken Griechenland und handelt vom starken Jäger Orion, der damit angab, jedes Tier erlegen zu können. Die verärgerte Artemis, die Göttin der Jagd, sandte daraufhin einen Skorpion aus, um den prahlerischen Jäger zu töten. Durch einen Stich mit dem giftigen Stachel starb Orion. Die beiden Gegner wurden möglichst weit voneinander entfernt an den Sternhimmel versetzt. In den Mythen der Maori, der Ureinwohner Neuseelands, stellt das gewundene Sternbild hingegen einen magischen Fischerhaken dar, mit dem der Halbgott Maui eines Tages ein Stück Land aus dem Ozean zog. Die so geangelte Insel zerbrach schließlich in zwei Teile: Neuseeland war entstanden.
Sternhaufen, kugelförmig und offen
Durch seine Nähe zum Band der Milchstraße finden sich im Skorpion viele Sternhaufen. Mit einer Helligkeit von 5,8m müsste der Kugelsternhaufen M 4 gerade noch mit bloßem Auge erkennbar sein, doch stört der sehr helle Hauptstern Antares. M 4 zählt mit einer Entfernung von 7200 Lichtjahren zu den nächstgelegenen Kugelsternhaufen. Schon mit einem kleinen Teleskop lassen sich Einzelsterne erkennen; seine hellsten Mitglieder sind immerhin heller als 11m.
Weitere interessante Sternhaufen sind M 80 sowie das Paar aus M 6 und M 7. Letzterer ist das südlichste Objekt der Messier-Liste und kulminiert im deutschsprachigen Raum nur wenige Grad über dem Südhorizont. Die auffälligen Sterne des markanten Sternfächers nordwestlich von Antares gehören zum sog. Antares-Bewegungshaufen Collinder 302. Die Sterne sind gemeinsam entstanden, ansonsten gibt es jedoch nur einen lockeren Zusammenhang.
Autor: Nico Schmidt / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH