Kundenmeinungen
Aufkommendes Dobsongefühl
Kundenrezension von Jurie am 12.03.2020 21:57:54( 4 / 5 )
Vor gut einem Jahr suchte ich eine azimutale Montierung für meinen Kasai 200/1000 mm Newton. Diesen sattelte ich bis dato auf eine motorisierte EQ5-Montierung. Das hatte einerseits den Vorteil, dass das einmal anvisierte Objekt recht lange im Gesichtsfeld blieb. Andererseits ist der Vorgang des Beobachtens durch das Einnorden der Montierung, das Austarieren des Gewichtes und die Positionierung der Richtung, in welche der Okularauszug zeigen soll, recht komplex und zeitaufwändig. Da sind zum Beispiel die Dobsonteleskope viel einfacher. Weil ich gerne im Stehen beobachte, kommt für mich aber eine Dobsonmontierung bei einem 8" Newton wegen der niedrigen Höhe nicht in Betracht, weil ich mich dann dauernd bücken müsste (ich beobachte in der Regel im Stehen). Ich suchte daher nach einer geeigneten Möglichkeit, angepasst auf meine Körpergröße im Stehen wie mit einem Dobson beobachten zu können. Da die Montierung schon einiges an Gewicht zu tragen hat, schieden viele Montierungen aus. Im angestrebten Preis-Bereich fiel mir die Sky-Tee-Montierung von Skywatcher auf und die Omegon Montierung Twinmaster AZ, die im Online-Vergleich für mich keine Unterschiede erkennen ließ. Ich entschied mich daher für die Hausmarke von Astroshop. Da ich bereits ein passendes Stativ besitze, bestellte ich nur die Montierung, ausgestattet mit zwei sehr stabilen Prismenklemmen für Vixenschienen.
Die Montierung war schnell aufgestellt. Durch die Möglichkeit, die Sativbeine zu verstellen, braucht der Boden nicht eben zu sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es reicht, wenn das Stativ einigermaßen gerade aufgestellt ist. Etwas Arbeit bereitet das Anbringen des Teleskops an die seitliche Prismenklemme. Der Newton wurde von mir dazu bereits vorher in die Ringschellen eingeklemmt. Die Ringschellen waren ihrerseits schon mit der Prismenschiene zusammenmontiert. Das gesamte gewichtige Ensemble drückte ich dann langsam an die Prismenklemme und drehte diese fest zu. Ein echter Kraftakt, der auch nicht in jedem Versuch gleich sauber verlief. Manchmal lag die Prismenschiene nicht plan auf der Basisfläche der Prismenklemme. Damit war dann der Tubus nicht richtig eingeklemmt, und ich hatte Sorge, dass das ganze Teleskop herausrutschen könnte. Aufgrund dieser Erfahrung versuchte ich alternativ, zuerst die Prismenschiene mit den Rohrschellen ohne Teleskop an die Montierung zu befestigen, um anschließend den Tubus waagerecht dort einzulegen. Diese Prozedur scheint mir für den 8" Newton die bessere zu sein, bei den kleineren Geräten mache ich es weiterhin so, wie zuerst beschrieben (die sind leichter und dadurch besser zu handhaben). Ein wenig Respekt flössen mir die scharfen Kanten und spitzen Ecken der Prismenklemmen ein. Diese sind eine erhebliche Verletzungsgefahr. Sofern man zumindest die Ecken abrunden könnte - ohne nachteilige Wirkung auf die Stabilität der Befestigung - wäre ich sehr dafür.
Beobachtungspraxis
Ist der Newton erstmal sicher befestigt, dann steht einem entspannten Beobachten nichts mehr entgegen. Bei losgelösten Achsklemmen kann der ausbalancierte 8" Newton bequem in alle Richtungen bewegt werden und bleibt auch beim Loslassen in dieser Position stehen. Bei Zeniteinstellung schlägt der Tubus nicht ans Stahlrohrstativ, gegebenenfalls muss dazu auf der anderen Seite der Montierung das Gegengewicht angebracht werden, um den Tubus in Balance zu halten. Damit erfüllt die Montierung die für mich wichtigste Funktion - der Grund meines Kaufs: Beobachtung im "Dobson-Modus".
Den parallelen Betrieb von zwei Teleskopen versuchte ich spaßeshalber auch. Dazu brachte ich an der Seite einen langen Bresser-Refraktor 102/1350 mm an und an der anderen Seite (aufliegend) einen Helios 120/1000 mm Refraktor. Es dauerte ein wenig, bis ich die Teleskope ausbalanciert hatte - durch Verschieben der Tuben in den Rohrschellen und durch Justierung mit Hilfe des Gewichtes. Ich klemmte dann die Achsen fest, zentrierte mit der Feineinstellung das Bresser-Teleskop auf einen Stern, löste beim Heliosrefraktor die Feststellklemmen, zentrierte den gleichen Stern und zog die Feststellung wieder an. Das funktionierte gut. Wer mag, kann auf diese Art und Weise Teleskope miteinander vergleichen.
Fazit
Die Omegon Montierung Twinmaster AZ ist eine gute Möglichkeit, problemlos azimutal zu beobachten. Es trägt bedenkenlos einen 8" Newton. Es bedarf eines gewissen Geschicks, ein bereits gewichtiges 8" Newton-Teleskop an die Montierung anzubringen. Bei der Verwendung von zwei Teleskopen sind diese einfach auf ein gemeinsames Objekt zu zentrieren. Die scharfkantigen und an den Ecken spitzen Prismenklemmen bergen Verletzungsgefahr, daher gibt es hierfür einen Punkt Abzug von der vollen Punktzahl.
Jürgen Riemer, Neuss am Rhein
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