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Rocket Girls: Apollo und die Frauen

Apollo: Dahinter stecken berühmte Männer. Doch welche Rolle spielten die Frauen? Erfahren Sie, wie wichtig ihr Beitrag für den Erfolg der Missionen war.

Die „Computresses“ auf dem JPL Campus 1953; © NASA/JPL-Caltech Die „Computresses“ auf dem JPL Campus 1953; © NASA/JPL-Caltech

Neil Armstrong, Buzz Aldrin, Michael Collins… Durch die Apollo-11-Mission und die erfolgreiche Mondlandung wurden diese Namen weltberühmt. Im Hintergrund jedoch waren am Apollo-Programm ungefähr 400.000 Techniker, Ingenieure und Wissenschaftler beteiligt. Unter ihnen waren auch viele Frauen, die mit ihren Arbeiten maßgeblich zum amerikanischen Erfolg beigetragen haben.

Schneller und genauer als damalige Computer: die Mathematikerinnen der NASA

In den 50er und 60er Jahren, als die Raumfahrt noch in den Kinderschuhen steckte, waren Computer mit den heutigen Rechenleistungen noch nicht erfunden. Die Kalkulationen mussten daher noch von „menschlichen Computern“ durchgeführt werden. Der Großteil von ihnen waren Frauen, die sogenannten „Computresses“. Nach dem Zweiten Weltkrieg füllten tausende Frauen die Lücken in der boomenden Branche – und blieben. Für sie war das Apollo-Programm eine der ersten Möglichkeiten, mit wissenschaftlicher Arbeit den Lebensunterhalt zu verdienen, da sie besser bezahlt wurden als z. B. Lehrerinnen. Es wurden unter anderem auch afroamerikanische Frauen eingestellt, ein Novum zu dieser Zeit. Aufgrund der Rassentrennung wussten die weißen Frauen lange Zeit nichts von ihren dunkelhäutigen Mitstreiterinnen.

Margaret Hamilton neben einem Stapel des Apollo Guidance Computer Quellcodes. © Courtesy MIT Museum Margaret Hamilton neben einem Stapel des Apollo Guidance Computer Quellcodes. © Courtesy MIT Museum

Diese Akteurinnen blieben über 60 Jahre im Verborgenen

Erst in den letzten Jahren hat sich die Geschichtsschreibung auch auf den weiblichen Beitrag in der Raumfahrt fokussiert. Nicht zuletzt durch den Film „Hidden Figures“ von 2016, der vor allem die Rolle der „colored computers“ beleuchtet, gelangten die Mathematikerinnen Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson zu mehr Bekanntheit. Eine Vorreiterrolle übernahm vor allem Katherine Johnson, die die Flugbahnen für das Mercury-Progamm und für die Apollo-11-Mission berechnete und zur Hauptmathematikerin aufstieg. John Glenn, der erste amerikanische Astronaut, der eine Erdumkreisung vollzog, wollte ganz sicher gehen, dass die Flugbahnen vom Computer richtig berechnet wurden und ließ die Daten noch einmal von Katherin Johnson kontrollieren.

“If she says they’re good,” Katherine Johnson remembers the astronaut saying, “then I’m ready to go.”

Neben diesen Mathematikerinnen arbeiteten aber auch Ingenieurinnen und angehende Astronautinnen für das Programm. Wie sehr das Apollo-Programm nicht nur die Raumfahrt, sondern auch alle angrenzenden Wissenschaften prägte, sieht man am Beispiel von Margaret Hamilton. Die Informatikerin erstellte mit ihrem Team am MIT die Flugsoftware für die Apollo-Raketen. Dadurch kam ein bis dato völlig neuer Berufszweig auf, nämlich die Softwareentwicklung, heute eine milliardenschwere Branche.

Die Pilotinnen des Mercury-13-Programms

Im sogenannten Mercury-13-Programm wurden sogar dreizehn Pilotinnen zu Tests für angehende Astronauten eingeladen. Diese körperlichen Prüfungen waren hart, da Astronauten natürlich außergewöhnlichen Belastungen standhalten mussten. Aber alle eingeladenen Frauen, meist Airforce Service Pilotinnen während des Zweiten Weltkriegs, schafften die Einstellungskriterien oder übertrafen sogar die Ergebnisse ihrer männlichen Kollegen. Trotzdem wurde das Mercury-13-Programm urplötzlich gestoppt. Laut NASA-Vorgaben mussten alle Astronauten das sogenannte „Military Jet Test Program“ absolviert haben, das für Frauen nicht zugänglich war – ein K.-o.-Kriterium für ihre weitere Ausbildung.

WASP (Women Airforce Service Pilots) von links: Frances Green, Margaret Kirchner, Ann Waldner und Blanche Osborn. © Smithsonian Institution WASP (Women Airforce Service Pilots) von links: Frances Green, Margaret Kirchner, Ann Waldner und Blanche Osborn. © Smithsonian Institution

Ob im Hintergrund, als Teamleiterinnen oder als „Beinahe-Astronautinnen“: Frauen wirkten und wirken weiterhin durch ihre Erfolge an der Raumfahrt mit. So wurde die „bemannte Raumfahrt“ zur „menschlichen Raumfahrt“, bei der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam Großes erreichen können.

Autorin: Betty Lux

Betty beschäftigt sich schon seit längerem mit Gender Studies und der historischen Frauenforschung. Gerade in der Astronomie gab und gibt es zahlreiche Erfolgsstorys.
Neben der Geschichte interessiert sie sich auch für die Kartografie und verhilft unseren Globen und Karten im Shop zu neuem Glanz. Ihr Barglobus daheim ist mit Gin bestückt.