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Praxis

Vier auf einen Streich

Im Fernglas oder Teleskop: Die wechselnden Konstellationen der vier hellen Jupiter-Monde bieten ein Schauspiel, das nie langweilig wird.

Der innerste Mond Io
umkreist den Gasriesen Jupiter
in 421.600km Entfernung. NASA/JPL-Caltech Der innerste Mond Io umkreist den Gasriesen Jupiter in 421.600km Entfernung. NASA/JPL-Caltech

Die Jupitermonde beobachten

"Am 7. Januar dieses Jahres 1610, zur ersten Stunde des folgenden Tages, als ich die Sterne mit dem Fernrohr ansah, zeigte sich mir Jupiter; und weil ich ein wirklich ausgezeichnetes Instrument gebaut hatte, sah ich nahe dem Planeten drei Sterne, zwar klein, aber sehr hell."

Diese Worte stammen von keinem Geringeren als dem berühmten italienischen Philosophen, Mathematiker, Physiker und Astronomen Galileo Galilei, der mit dieser Beobachtung die vier hellsten Monde des Jupiters entdeckte und damit zum ersten Mal nachweisen konnte, dass es Himmelskörper gibt, die nicht um die Erde kreisen. Dies sprach für das rund 100 Jahre früher entworfene heliozentrische Weltbild von Kopernikus, der die Sonne ins Zentrum des Sonnensystems setzte. Heute werden diese vier Monde zu Ehren ihres Entdeckers auch die Galileischen Monde genannt. Im Einzelnen heißen sie Io, Europa, Ganymed und Kallisto.

Auf den Spuren Galileis

Bei Hobby-Astronomen ist die Beobachtung der Galileischen Monde eine beliebte Disziplin und bereits mit einem optisch guten 8×30 Fernglas kann man die damalige Beobachtung Galileis nachvollziehen. Im Fernglas erscheinen sie als kleine Lichtpunkte sehr dicht bei Jupiter. Dazu ist es hilfreich, das Fernglas auf einem Stativ zu montieren oder wenigstens z. B. an eine Häuserwand fest anzulehnen. Nach wenigen Stunden verändern sich die Positionen der Monde merkbar und es lohnt eine regelmäßige Beobachtung. Da wir von der Seite auf die Bahnebenen der Monde schauen, können die Trabanten auch vor oder hinter der Jupiterscheibe verschwinden. So sind meistens vier der Begleiter Jupiters zu sehen, manchmal aber auch nur drei oder zwei gleichzeitig sichtbar. Damit die Monde nicht mit Sternen verwechselt werden und identifiziert werden können, sollte man vorab einen Blick in ein Planetariumsprogramm werfen. Geeignet dazu ist z. B. das kostenlos erhältliche Programm Stellarium.

Der Blick durch das Teleskop

Im kleinen Einsteigerteleskop mit 70mm Öffnung ist der Blick im Prinzip ähnlich wie durch ein Fernglas: Man erkennt die Jupitermonde als kleine Lichtpunkte und auf der jetzt deutlich erkennbaren Jupiterscheibe sind bei guten Bedingungen zwei Wolkenbänder sichtbar. Ein besonderer Leckerbissen, der erst im Teleskop sichtbar wird, sind die Schattendurchgänge der Trabanten Jupiters. Dabei ziehen die Monde so vor der Jupiterscheibe vorbei, dass der Schatten des jeweiligen Trabanten als winziger, tiefschwarzer Punkt auf die Wolkendecke projiziert wird. Die Termine für diese Ereignisse können Sie im Himmels-Almanach zu dieser Zeitschrift nachschlagen oder im Internet z. B. unter der Adresse www.calsky.com berechnen lassen. Besitzen Sie ein Teleskop mit einer Öffnung von ca. 150mm oder mehr, sind die Monde auch als winzige Scheibchen zu erkennen und in ihrer Größe unterscheidbar.

Im Detail – Steckbrief Jupitermonde

NASA/JPL/University of Arizona, NASA/JPL/DLR, NASA/JPL, NASA/JPL/DLR NASA/JPL/University of Arizona, NASA/JPL/DLR, NASA/JPL, NASA/JPL/DLR

Io

Der innerste Mond Io ist der vulkanisch aktivste Himmelskörper des Sonnensystems. Seine Oberfläche besitzt kaum Impaktkrater und ist ständigen Veränderungen unterworfen. Die auffälligsten Strukturen sind hunderte von vulkanischen Calderen sowie Seen aus geschmolzenem Schwefel. Ablagerungen von Schwefel und Schwefelverbindungen geben dem Mond sein auffällig buntes Aussehen. Auf Io findet sich im Gegensatz zu den anderen Galileischen Monden praktisch kein Wasser.

NASA/JPL/University of Arizona, NASA/JPL/DLR, NASA/JPL, NASA/JPL/DLR NASA/JPL/University of Arizona, NASA/JPL/DLR, NASA/JPL, NASA/JPL/DLR

Europa

Der zweitinnerste Trabant Jupiters ist ein Eismond. Seine Kruste besteht gänzlich aus gefrorenem Wasser und ist eine der hellsten Oberflächen der Monde des Sonnensystems. Die Oberfläche ist relativ glatt und erinnert mit ihren Strukturen an die Polarregion der Erde. Unter dieser Eiskruste wird ein Ozean aus flüssigem Wasser vermutet, der Anlass zu Spekulationen über Formen von Leben auf Europa gibt. Bislang gibt es dafür jedoch keine Hinweise.

NASA/JPL/University of Arizona, NASA/JPL/DLR, NASA/JPL, NASA/JPL/DLR NASA/JPL/University of Arizona, NASA/JPL/DLR, NASA/JPL, NASA/JPL/DLR

Ganymed

Der Eismond Ganymed ist mit einem Durchmesser von 5268 km der größte Mond des Sonnensystems und größer als der Planet Merkur. Seine Eiskruste weist viele Einschlagskrater auf, vergleichbar mit dem Erdmond. Nach einem neuen Modell wäre es auch bei Ganymed möglich, dass sich unter der Eiskruste ein salzhaltiger Ozean befindet.

Vier Jupitermonde mit unterschiedlichem Aussehen. NASA/JPL/University of Arizona, NASA/JPL/DLR, NASA/JPL, NASA/JPL/DLR Vier Jupitermonde mit unterschiedlichem Aussehen. NASA/JPL/University of Arizona, NASA/JPL/DLR, NASA/JPL, NASA/JPL/DLR

Kallisto

Auch der äußerste Jupitermond besitzt eine Oberfläche aus Wassereis, die im Gegensatz zu den anderen Trabanten sehr dunkel erscheint. Die Kruste ist geprägt von einer Vielzahl von Einschlagskratern. Tatsächlich weist Kallisto die höchste Dichte an Einschlagskratern im Sonnensystem auf. Wie bei Europa und Ganymed befindet sich vermutlich ein flüssiger Ozean aus Salzwasser unter der Kruste.

Praxistipp

Jupiter im Teleskop mit 70mm Öffnung (Simulation). Lambert Spix Jupiter im Teleskop mit 70mm Öffnung (Simulation). Lambert Spix

Die richtige Vergrößerung

Für die Beobachtung von Mondschatten genügt ein Vergrößerungsbereich von 60× bis 80×, da für die Sichtung der Schatten keine hohen Vergrößerungen benötigt werden. So bleibt das Bild im Okular scharf und kontrastreich. Entscheidend ist weiterhin, dass die Luft sehr ruhig ist

Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH