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Praxis

Durch das Himmels-Parallelogramm

Der berühmte Ringnebel benötigt eigentlich ein Teleskop, dafür gibt es Doppelsterne für das Fernglas und einen feinen Sternhaufen.

Schon auf dem Foto lassen sich einige Ziele dieser Wanderung im Sternbild Leier erspähen. Marcus Degenkolbe / CCD Guide Schon auf dem Foto lassen sich einige Ziele dieser Wanderung im Sternbild Leier erspähen. Marcus Degenkolbe / CCD Guide

Das Sternbild Leier nimmt nicht allzu viel Fläche am Himmel ein, ist jedoch durch seinen Hauptstern Wega und die charakteristische Parallelogrammform sehr prominent am Himmel.

Schwierige Schönheiten

Das bekannteste Deep-Sky-Objekt der Leier, der Ringnebel Messier 57, lässt sich schon mit dem Fernglas auffinden. Aber dazu braucht es eine ruhige Hand. Denn nur so kann man ihn zweifelsfrei identifizieren: Auf dem Wege von β zu γ Lyrae findet sich nach etwa zwei Dritteln der Distanz ein leicht nebeliges, nicht mehr ganz punktförmiges Objekt.

Viel leichter aufsuchen lässt sich der Sternhaufen Stephenson 1, denn er befindet sich rund um δ Lyrae, einem weiten Doppelstern, dessen Komponenten manchem farbempfindlicheren Sternfreund schon im Fernglas gelb bzw. blau erscheinen. Auf den ersten Blick macht sich bei vielen aber Enttäuschung breit: Nur eine Handvoll Sterne tummeln sich fast zufällig um die beiden. Erst beim genaueren Hinsehen tauchen weitere, schwächere Mitglieder des Haufens auf, insgesamt etwa ein gutes Dutzend im 10×50, natürlich abhängig von der Himmelsgüte.

Alles doppelt?

In der Leier finden sich einige auch für den Feldstecher erreichbare Doppelsterne. Allen voran der Double-Double ε Lyrae 1,5° nordöstlich der Wega. Die Hauptkomponenten lassen sich von scharfäugigen Beobachtern bereits ohne optische Hilfsmittel trennen, mit dem Fernglas gelingt das auch allen anderen. Leider ist die jeweilige Trennung dieser beiden erst ab einer Vergrößerung von 100-fach möglich, also weit jenseits der Möglichkeiten von Ferngläsern.

Doch dafür findet sich unweit ein dankbares Objekt in ζ Lyr, dem nordwestlichen Parallelogrammstern. Der nur unwesentlich schwächere Begleitstern befindet sich 44" südlich der Hauptkomponente. Mit ruhigen Händen reicht zur Trennung bereits ein 7-fach vergrößerndes Fernglas aus. Bequemer ist es, ein Stativ zu benutzen. Damit verliert man zwar ein wenig Unabhängigkeit, kann aber die Möglichkeiten der Optik weit besser ausnutzen. Denn ansonsten entgeht einem z. B. die Trennung auch des südwestlichen Parallelogrammsterns β Lyr, da der Hauptstern zwar mit 3,m3 auch freiäugig nicht zu übersehen ist. Der 46" entfernte 8,m9 schwache Begleiter ließe sich so aber kaum detektieren, da er im nicht ganz vermeidbaren Händezittern bei der freiäugigen Beobachtung verschwinden würde.

Die Objekte der Fernglas-Wanderung lassen sich dank der Parallelogramm-Form des
Sternbilds leicht aufsuchen. J. Scholten Die Objekte der Fernglas-Wanderung lassen sich dank der Parallelogramm-Form des Sternbilds leicht aufsuchen. J. Scholten

Autor: Kay Hempel / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH