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Ein Blick in die Geschichte: Astronominnen der Frühen Neuzeit

In der Fortsetzung unserer Reihe Astronominnen der Frühen Neuzeit beschäftigen wir uns heute mit Maria M. Winkelmann Kirch und ihren Töchtern.

In der Frühen Neuzeit, also im Zeitraum zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert, erlebte die Astronomie einen Aufschwung durch neue technologische Entwicklungen. Sie war dabei, sich zu professionalisieren – man könnte sagen, es gab einen Forschungsboom. Diese Umstände machten es Frauen (relativ) leicht, sich an wissenschaftlicher Arbeit zu beteiligen. Bekannt aus dieser Zeit sind Maria Cunitz, Maria Winkelmann mit ihren Töchtern sowie Caroline Herschel.

Gelehrte Ehefrau und Mutter: Maria M. Winkelmann Kirch und ihre Töchter

Maria Winkelmann (1670 – 1720) kam durch ihren Ehemann, Gottfried Kirch, zur Astronomie. Sie erbrachten viele astronomische Leistungen an der Akademie der Wissenschaften in Berlin, vor allem als Kalendermacher. Astronomische Kalender waren zu dieser Zeit ein großes wirtschaftliches Standbein der Akademie. Da sie jedoch aufwendig in der Herstellung waren und es eine große Nachfrage gab, wurde die gesamte Familie mit Kindern in die Produktion eingespannt. Winkelmann heiratete bewusst einen Ehemann mit gleichen Interessen, denn nur so war es Frauen in der Frühen Neuzeit möglich, wissenschaftliche Tätigkeiten auszuführen. Dadurch, dass ihr Mann zum ersten Astronom der Akademie ernannt und maßgeblich an dem Bau des Observatoriums beteiligt war, konnte das Ehepaar durch viele Beobachtungen und Erkenntnissen glänzen. Als sie jedoch 1702 eigenständig einen Kometen entdeckte, wurde der Erfolg im Nachhinein ihrem Mann angerechnet. Die Leugnung weiblicher Partizipation an der Wissenschaft war also leider nichts Seltenes.

Maria_Kirch

Nach dem Tod ihres Ehemannes wurde es für sie zunehmend schwieriger, weiterhin Anerkennung für ihre wissenschaftliche Arbeit zu erhalten. Um weiterhin die Kalenderproduktion fortführen zu können, schlug sie ihren 16-jährigen Sohn als Nachfolger und sich selbst als seine Assistentin vor. Ihrem Gesuch wurde nicht stattgegeben, da die Akademie ihre Reputation gefährdet sah. Ihr Nachfolger versagte jedoch so kläglich, dass Winkelmann kurz darauf wieder als Assistentin eingestellt wurde.

Astronomischer_Kalender_2

Zwei Beispiele eines astronomischen Kalenders aus dem 18. Jahrhundert

Astronomischer_Kalender

Der Familienbetrieb Winkelmann-Kirch zeigt deutlich die Teilung zwischen öffentlicher und privater Sphäre. Während ihr Ehemann als „Hausvorstand“ der Ansprechpartner für Besucher war und alle Erfolge auf sein Konto gingen, verschwand Winkelmann immer mehr in den Hintergrund der Kalenderproduktion.

Auch ihr Sohn und ihre beiden Töchter führten den Betrieb nach dem Tod ihrer Eltern fort. Die beiden Kirch-Schwestern verdienten sogar auch nach dem Tod ihres Bruders ein für diese Zeit sehr gutes Gehalt, allerdings immer in sehr kleinen Raten. Es ist möglich, dass die Akademie so verschleiern wollte, wie hoch die Vergütung der Kalendermacherinnen insgesamt war. Ihr Gehalt überstieg teilweise das eines angestellten Wissenschaftlers der Akademie.

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