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Starhopping am Beispiel Abell 2199

Die hellsten und schönsten Galaxien sind am Herbst- und Frühjahrshimmel zu sehen. Im Andromeda und Jungfrau konzentrieren sich die Sternennebel unser unmittelbaren kosmischen Umgebung. Doch auch jenseits der Lokalen Gruppe und des Virgoclusters gibt es Galaxienhaufen, die interessant zu beobachten sind.

Gleich mehrere von ihnen konzentrieren sich im Sommersternbild Herkules. Der bekannteste und reichste Galaxienhaufen im Herkules ist Abell 2151. Allerdings benötigt man mehr als 200mm Öffnung und einen sehr dunklen Himmel um fündig zu werden. Anders ist dies bei Abell 2199 den wir hier etwas näher vorstellen möchten. Abell 2199 befindet sich etwa 5 Grad nordwestlich des berühmten Kugelsternhaufens M13. Die Hauptgalaxie ist NGC6166 und hat 12mag. Verglichen mit einem typischen Messierobjekt ist NGC6166 schon deutlich schwerer. Die umliegenden Haufengalaxien sind schwächer als 13 mag und sind für mittlere Geräte schon am Limit des machbaren.

Die Jagd nach Abell 2199 ist also eine Herausforderung und muß daher gut vorbereitet werden. Ohne gute Vorbereitung sind erfolgreiche Grenzbeobachtungen nicht möglich! Der erste Schritt ist eine genaue Karte des Umfeldes. Grade Dobson-Besitzer sind auf genaue Karten angewiesen um per Starhopping das schwache Zielobjekt zu finden. NGC6166 befindet sich in einer Region ohne helle Sterne so das ein mehrstufiges Vorgehen über mehrere Karten mit unterschiedlicher Grenzgröße hilfreich ist.

Wenn man von M13 über den oberen Kastenstern des Herkulesvierecks nach Westen ein gleichschenkliges Dreieck bildet so findet man einen 6,6mag hellen Stern der im Sucher noch leicht zu erkennen ist. Bei einer Verdoppellung der von M13 kommenden Linie kommt man auf einen Stern mit 8,1 mag. Nördlich des 8,1 mag Sterns befinden sich einige schwächere Sterne mit 10 mag die zur weiteren Orientierung dienen müssen. Mit gängigen Sternkartenprogrammen lassen sich Aufsuchkarten bis 10 mag gut erstellen und ausdrucken.

Jenseits von 10 mag ist es oft effizienter mit einem Foto der Zielregion zu arbeiten. Dazu ist der im Internet frei zugängliche Digital-Sky-Survey (DSS) gut zu verwenden. Unter http://archive.eso.org/dss/dss ist lediglich der Objektname, die Feldgröße in Bogenminuten und das Output format (Dispaly as GIF) anzugeben und schon wird ein passendes Foto angezeigt das sich mit der rechten Maustaste auf dem heimischen PC speichern läßt. Auf diesem Foto sind die 10 mag Sterne der Karte zu markieren um eine Brücke zu den tieferen Grenzgrößen zu schlagen. Auf unserer Homepage haben wir dies einmal beispielhaft demonstriert. Ausgehend von dem 8,1mag Stern kann man sich mit einem Großfeldokular weiter vortasten.

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Optimal ist ein 2-Zoll-Okular mit möglichst geringer Vergrößerung. Im Zielgebiet angekommen ist die Vergrößerung zu erhöhen. Die besten Ergebnisse erzielt man gewöhnlich mit einem Okular dessen Brennweite etwa dem zweifachen Öffnungsverhältnis entspricht. Bei einem Dobson mit f/5 wäre das also ein Okular mit 10mm. Mit einem 8 Zoll Gerät sollte NGC6166 als schwaches Objekt erkennbar sein.

Um weitere Galaxien zu identifizieren bedarf es eines konzentrierten Vorgehens. Dazu benötigt man das Foto des Digital-Sky-Surveys, eine schwache rote Lampe und einer Decke die zum Schutz gegen Streulicht über den Kopf gelegt wird. Beim Blick durch das Okular reicht es nicht nur auf das Objekt zu schauen. Es ist besser den Blick schweifen zu lassen und das Teleskop etwas hin und her zu bewegen. Die Netzhaut ist an den Randbereichen empfindlicher als im Zentrum des Sehfeldes. Es lohnt sich mehrfach hinzuschauen und im Abstand von mehreren Minuten immer wieder die Zielregion mit dem Foto zu vergleichen. Mit 200mm Öffnung sollten sich bei einem Himmel mit 6mag Grenzgröße noch 3 Nachbargalaxien herausarbeiten lassen. Bei 300mm Öffnung sind es schon mehr als ein Dutzend! Identifizierte Galaxien und Sterne sollten auf dem Foto markiert werden um im Verlauf der Beobachtung Verwechselungen zu vermeiden. Oft ist eine eigene kleine Zeichnung hilfreich. Durch die Zeichnung schärft man die Sinne und verbessert die Wahrnehmung. Zudem gewinnt man eine Trophäe auf die man später mit Stolz zurück blicken kann.

Wer bei seiner ersten Beobachtung nur NGC6166 findet, sollte nicht verzweifeln. Richtiges Beobachten muß erst gelernt werden! Es lohnt sich im Laufe der Jahre unter wechselnden Rahmenbedingungen immer wieder dieses Ziel einzustellen und die eigene Lernkurve zu dokumentieren. Der große Reiz der Deepskybeobachtung liegt darin die eigenen Grenzen auszuloten. Neben Abell 2199 bietet der Herkules dazu noch einige weitere Galaxienhaufen. Der im Umfeld der Galaxie NGC6173 liegende Abell 2197 kann als zusätzliches Übungsobjekt dienen.

 

Nützliche Links:

-Freeware zum Erstellen von Sternkarten:

http://www.hnsky.org/software.htm

http://www.heise.de/software/download/cartes_du_ciel/10942

-Digital Sky Survey:

http://archive.eso.org/dss/dss

-Datenbank für Deepskyobjekte:

http://messier45.com/cgi-bin/dsdb/dsb.pl

-Tipps zur visuellen Beobachtung und Zeichnung:

http://www.blickinsuniversum.de/f_home.htm

http://www.himmel-und-er.de/imgpgs/zeichnungen/zdeepsky.htm

http://www.andreas-domenico.de/

http://www.deepsky-visuell.de/

http://www.astro-visuell.de/

 

 

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